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Initiative "Filmerbe in Gefahr"


cinerama

Empfohlene Beiträge

In Österreich pro Film:

 

[2019/02/13]

Plädoyer für eine "hybride Lösung"

Michael Loebenstein beklagt Stillstand beim Aufbau des Film Preservation Center

13. Februar 2019. - Am 5. Februar 2019 veröffentlichte der Wiener Standard eine Replik von Michael Loebenstein auf einen Artikel von Dirk Alt vom 29. Januar (Das digitale Dilemma, in: Der Standard, Wien). Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums und Generalsekretär der Internationalen Vereinigung der Filmarchive (FIAF), ist mit Alt darin einig, dass es wichtig sei, das filmische Erbe und den Film als Kulturtechnik in ihrer "physischen Materialität" zu erhalten. Österreich habe mit dem Konzept "Film Preservation Center" in diesem Sinne einen bemerkenswerten Schritt getan. "Passiert ist allerdings seit fast zwei Jahren gar nichts."

Loebenstein verwirft den Gedanken einer "digitalen Sicherung" nicht vollständig, sondern spricht sich für eine "hybride Lösung" aus. Er verweist auf internationale Bemühungen um Dateiformate und Datenträger, "die nichtprofitorientierten Archiven und Museen erlauben, digital erzeugte Werke wie auch Scans von analogen Filmen langfristig verfügbar zu halten." Es sei daher notwendig, parallel zur Erhaltung der analogen Techniken und der Pflege des analogen Filmbestands "in den Aufbau einer auf offenen Standards basierenden digitalen Langzeitsicherung zu investieren. Alles andere ist falsche Orthodoxie."

Zum Artikel

 

[2019/02/12]

Digitalisierung als Placebo

Dominik Graf über die 4K-Restaurierung seines Films „Der Sieger“ von 1994

11. Februar 2019. – In einem Interview mit der taz (7.2.2019) kommentierte Dominik Graf die auf der Berlinale vorgestellte Digitalisierung seines Films „Der Sieger“ (1994). Im Gespräch mit Barbara Wurm äußerte er sich zufrieden, „dass dieser Film jetzt existiert.“ Das Negativ und alle anderen Materialien seien seinerzeit weggeschmissen worden. So konnten für die Restaurierung und Digitalisierung die auf Wunsch des Verleihs geschnittenen Szenen nur noch von einer VHS in entsprechend niedriger Qualität übernommen werden.

Auf die Frage zu seinem Verhältnis zur Digitalisierung antwortete Graf: „Ich kann nur immer wieder sagen: Film ist Film. 16mm, 35mm, Super 8. Alles andere ist der Versuch eines Placebos. Dass auf die Dauer wahrscheinlich, durch wirtschaftliche Interessen, dieses Filmmaterial nicht mehr vorkommt, ist eine Katastrophe. Trotzdem wäre es noch katastrophaler, wenn bestimmte Filme überhaupt nicht mehr zu sehen sein würden.“

Graf akzeptiert die Digitalisierung „als konservierenden Wert“ und gibt zu bedenken: „Für mich ist das Material „Film“ das Rettenswerte, aber bevor die Filme ganz verschwinden, ist klar, dass man auch mit so einer 4K-Restauration vorlieb nimmt. Aber es bleibt ein Placebo!“

 

https://filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0%2C100%2C0%2C0&fbclid=IwAR3yqsn8RsmucKQTK-L_lJRM_CaDjv4XmkMKkGW_Z6PcPGLtNc3sJ9mf4NI

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  • 1 Monat später...

Keine Filmausleihe mehr aus Staatsarchiven?

 

Massendigitalisierung statt Vorführkopien

Neue Ausrichtung des Bundesarchivs – Konzentration auf das Archivgut des Bundes

22. März 2019. – Das Bundesarchiv setzt bei der Sicherung der analog überlieferten Filme auf Massendigitalisierung, d.h. es sollen prinzipiell alle im Bundesarchiv vorhandenen rund 155.000 Filme digitalisiert werden. Bei eindeutiger inhaltlicher Redundanz wird aber nur das technisch bessere Stück digitalisiert. Bei der Digitalisierung konzentriert sich das Bundesarchiv auf das filmische Erbe des Bundes, das zudem vorrangig erschlossen wird.

Die neue Ausrichtung der Filmabteilung des Bundesarchivs geht aus dem letzten Heft der Zeitschrift Forum von Dezember 2018 hervor und wurde am 12. März vom Präsidenten des Bundesarchivs Michael Hollmann bei einem Pressegespräch präzisiert.

Primär versteht sich das Bundesarchiv als Archiv und nicht als Filmverleih; der sichernde und bewahrende Charakter der Digitalisierung hat Vorrang. Die Bearbeitung und Rekonstruktion von analog überlieferten Filme mit dem Ziel einer Aufführung ist nicht mehr prioritär und soll nur noch in wenigen ausgewählten Fällen erfolgen. Fortan bleibt es Benutzern wie etwa Filmproduktionen und kommunalen Kinos überlassen, die vom Bundesarchiv hergestellten Rohscans qualitativ zu bearbeiten und in ein verwertbares Format umzuwandeln. Tatsächlich verleiht das Bundesarchiv ausweislich der Datenbank Benutzungsmedien Film Online (Stand: 4. Februar 2019) aktuell nur sieben DCPs.

 

Aus:

https://filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0%2C100%2C0%2C0&fbclid=IwAR1VF8USUl4Y1xGX41cgDpDN8cRzpAYxWbiBdYCrBvB6f86QhvhYS1mAPrY

 

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Carlo Piaget, gelernter Retoucheur, Filmproduzent (Luora, Circus) und Restaurator von Berufsfilmkameras, spricht vom digitalen Terror. Es haben offenbar Menschen Macht erhalten, die sie ohne Computer nicht ausüben könnten. Plötzlich stehen sie im Gerätelager eines Filmarchivs und beginnen, ihre Abscheu vor verstaubten Kabeln und rostigen Filmbüchsen zu verbreiten. Das muß weg. Die Überschrift dieses Bildes bei der Wikipedia lautet André Debrie - Matipo - 35mm Cine Optical Printer - Kolkata 2012-09-27 1292.

 

1892131913_MatipoKalkutta.thumb.JPG.92c15c2cbc8b9fb96eae5114e95c9cff.JPG

 

Das ist kein optical printer, aber ich strenge mich nicht an, da eine Berichtigung zu erwirken. Man könnte jeden Tag im Digital Unkraut jäten, es wächst schneller nach, als man vorankommt. Immerhin hat Biswarup Ganguly die Aufnahme gemacht und im Internet veröffentlicht. Die Computer-Technik hilft verbinden, austauschen, beschleunigen, mehr nicht.

 

BNWIKI10-Biswarup_Ganguly-Wikipedia_10th_Anniversary_Celebration.jpg.7f5ecacf0e10be0b51f243c4163791ad.jpg

 

Herr Ganguly hat noch mehr Geräte fotografiert. Hier benennt er zwei frühe, hintereinander gestellte ARRI-Kopiergeräte mit Arriflex:

 

Arriflex_-_35mm_Cine_Film_Printer_-_Kolkata_2012-09-27_1230.JPG.ab8ed0795281def016bc2ee0bf5e913d.JPG

 

Ignoranz hat zwei Gesichter wie Ianus, das unschuldige nach vorne gerichtete und das schuldige, das rückwärts gerichtet ist.

 

http://www.terragrischuna.ch/zeitschrift/5-2017-tourismus-wohin/eine-filmische-sensation

 

 

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Das Janus-Antlitz einiger Abwicklungspolitiker (die als CDU-SPD-FDP seit Jahrzehnten das Tafelsilber eines Staates billigst an Privatiers verscherbeln, so auch im aktuellen Moment das Inventar aller Filmkopierwerke des Bundes) befruchtet auch Archive und Museen pathologisch. Welche selbst in Zeiten unberechenbarster Diktaturen noch authentischer am überlieferten Material hantierten. Sie loesen sich jetzt im Neoliberalismus des "anything goes" auf.

Die überholten Leitlinien - nicht mehr schick genug? - muessen alsbald umgedichtet werden. Bisher hieß es:

 

Das Filmarchiv hat klimatisierte Filmlager, ein eigenes Kopierwerk und für die Restaurierung ausgebildete Fachkräfte. Filme - auch und gerade, wenn sie für den Kino-Verleih nicht mehr von Interesse sind - können hier unter international anerkannten technischen Rahmenbedingungen auf Dauer erhalten werden.

http://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Anbieten/Filmproduktionsfirmen/filmproduktionsfirmen.html

 

Für Berlin wurde ein erster Scanner installiert. Angeblich 1 Mio. EUR Anschaffungskosten (hoffentlich nicht der beschissene, "Oscar"-praemierte Arri Scanner?).

 

 

Ausserdem bekamen wir jüngst zu hören: "Kino kommt heute zu den Menschen - nicht immer die Menschen zum Kino".

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  • 1 Monat später...
  • 1 Monat später...

„Keep film on film“
BFI will 35mm-Kopien von 100 Filmklassikern herstellen – Spendenaufruf
19. Juni 2019. – Mit dem Aufruf „We need your help to keep 35mm film at the forefront of the cinema experience“ startet das British Film Institute (BFI) eine Spendenkampagne. In einem auf fünf Jahre angelegten Programm sollen 100 neue 35mm-Kopien von Filmklassikern des britischen und internationalen Kinos gezogen werden.

Bei ordnungsgemäßer Vorführung und sachgemäßer Lagerung würden diese 35mm-Kopien Generationen überdauern. Im Aufruf heißt es:

„As the art form of projecting films in their original format becomes increasingly endangered, we need to act now to ensure that our cinema histories are not lost, and make sure that audiences today and tomorrow have the opportunity to enjoy the flickering, textured magic that only projecting real celluloid film on the big screen can bring.“

Zum Spendenaufruf
[2019/06/18]

 


Ende des analogen Kopierwerks im Bundesarchiv
Einstellung am 18. Juni 2019
18. Juni 2019. – Wie das Bundesarchiv auf Anfrage mitteilt, hat es die Arbeiten im analogen Kopierwerk eingestellt. Zuletzt wurden noch Start- und Endbänder sowie Blank- und Schwarzfilm für den internen Gebrauch kopiert.

Die letzten drei für die Benutzung analog kopierten Filme waren die „Tobis-Wochenschau 46/1938“, der in der Auslandsinformation eingesetzte DEFA-Dokumentarfilm „Humboldt-Ehrungen in der DDR“ (1969) sowie der Spielfilm „Tötet nicht mehr!“ (1919) von Lupu Pick.

 

https://filmerbe.org/page.php?0,100,

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Am 19.6.2019 um 13:58 schrieb cinerama:

Ende des analogen Kopierwerks im Bundesarchiv
Einstellung am 18. Juni 2019
18. Juni 2019. – Wie das Bundesarchiv auf Anfrage mitteilt, hat es die Arbeiten im analogen Kopierwerk eingestellt. Zuletzt wurden noch Start- und Endbänder sowie Blank- und Schwarzfilm für den internen Gebrauch kopiert.

Die letzten drei für die Benutzung analog kopierten Filme waren die „Tobis-Wochenschau 46/1938“, der in der Auslandsinformation eingesetzte DEFA-Dokumentarfilm „Humboldt-Ehrungen in der DDR“ (1969) sowie der Spielfilm „Tötet nicht mehr!“ (1919) von Lupu Pick.

 

Das sollte nur auf Koblenz zutreffen. Die Maschinen waren ja alle Anfang 2019 unterm Hammer. In Kooperation mit anderen Europäischen Archiven sollen irgendwo zentralisiert neue Möglichkeiten geschaffen werden. Die Frage ist, wie es um die Expertise steht. Die alten Hasen sind wohl abgemanaged und man fängt in Teilen wieder relativ weit am Anfang der Lernkurve an. Luftblasen im Wet Gate usw...

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Schon in Hochbetriebszeiten liess die Qualitaet der Dup- und Schwarzweiss-Kopierung und eben auch der Lichtbestimmung zu wuenschen uebrig. Als es eng wurde, war ich an die Abteilung zur Vorbereitung von Dokfilm-Festivals und der Leipziger Filmwoche gebunden, und auch die Bewerbungen der wirklich hochkaraetigen Kollegen ("alte Hasen") wurden leider in Unkenntnis derer Faehigkeiten zugunsten von Routinekraeften ausgeschlagen.

Auch ein eigenes Archivkino war trotz meiner Bemuehungen nicht durchsetzbar. Eine Lobby zur Aussendarstellung und gesellschaftlichen Integration des echten Filmerbes mit Buergerkontakt ebenfalls nicht.

 

So konnten leider die digitalen Hardliner der Deutschen Kinenathek am Potsdamer Platz - viel näher am Publikum und an der Presse als das Bundesarchiv - die Deutungshoheit an sich nehmen, die Medialisierung durchsetzen unter der Praemisse, auf analoge Film-Herstellung kuenftig zu verzichten. Das Filmhandwerk wurde auf dortigen Symposien ins Laecherliche gezogen und schon vor zehn Jahren (!) behauptet, es stuenden kaum noch Rohfilmmaterialien zur Verfuegung.

 

Die Folgen des Kahlschlags sind beispiellos in der Geschichte.

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In einer Hinsicht muß man den Digitalen Recht geben, die Aufführungsstätte, der Kino, das Kino, die Lichtspieltheater mit Filmprojektoren sind vertrocknet wie ein Regenwurm an der Sonne. Zu Hunderten haben Kinobetreiber sich vom Staat Subventionen für die Umrüstung zahlen lassen. Das Neue mußte herein.

 

Bibliotheken haben auch längst Computer und eBooks eingeführt. Viele Setzereien und Druckereien sind verschwunden. Häuser werden nicht mehr handwerklich erstellt, sondern industriell hingeknallt. Es ist, wie es ist.

 

Du und ich zeigen mit dem Finger aber auf den heiligen Gral des Films, dahin, wo die musealen Reste weiterleben dürfen sollten. Die Filmarchive sind gemeint, die Institutionen, welche exakt mit der Aufgabe der Erhaltung des Films gestiftet wurden.

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Um Reproduktion - nicht nur um Resteverwaltung - sollte es gehen. Die Rekonstruktion von Michelangelos Cappella Sixtina in Rom erfolgte ja auch mit Originalfarben auf originaler Bildwand.

Man haette sie auch kalkweiss ersetzen und mit digitaler Fulldome-Projektion Neuschoepfungen wie "Michelangelo 2.0 meets AVATAR" einfuehren koennen, um "Freskenerbe in Gefahr" in moderner Interpretation "zugaenglich" zu machen.

 

Es gibt verpflichtende Regeln - die vom Kinematheksverbund (als Berater) und der Bundesbeauftragten fuer Kultur und Medien, Frau Prof. Dr. Gruetters, mit dem vorliegenden Zerstoerungswerk verbannt wurden (d.h.: man haette besser die Kopierwerke offen und fuer kompetente Film-Restaurateure aus England, Oesterreich und anderen Laendern anmietbar halten sollen):


- the obligation to perform research and documentation; that is, to record physical, archival, and other evidence before and after any intervention to generate and safeguard knowledge embodied as process or product;
- the obligation to respect cumulative age-value; that is, to acknowledge the site or work as a cumulative physical record of human activity embodying cultural beliefs, values, materials, and techniques, and displaying the passage of time;
the obligation to safeguard authenticity—a culturally relative condition associated with the fabric or fabrication of a thing or place as a way of ensuring authorship or witness of a time and place;
- the obligation to do no harm, performing minimal intervention that will reestablish structural and aesthetic legibility and meaning with the least physical interference—or that will allow other options and further treatment in the future.

 

Aus: https://www.getty.edu/conservation/publications_resources/newsletters/15_1/feature1_2.html

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  • 1 Monat später...

Dirk Alt über das Dilemma der deutschen Digitalisierungsstrategie

11. Februar 2019. - In einem am 29. Januar 2019 erschienenen Artikel für den Wiener "Standard" vergleicht Dirk Alt, Historiker und Dokumentarfilmer, die Digitalisierungsoffensive der deutschen Bundesregierung mit dem in Österreich entwickelten Konzept, "klar zwischen der Erschließung und Zugänglichmachung des Filmerbes mittels Digitalisierung einerseits und der analogen, also physischen Langzeitarchivierung andererseits" zu unterscheiden. (Anmerkung "Filmerbe in Gefahr": Das bereits im Januar 2016 vom Filmarchiv Austria und dem Österreichische Filmmuseum vorgeschlagene und von der damaligen Bundesregierung Kern unterstützte Projekt "Film Preservation Center Austria" sieht vor, neben der Digitalisierung das Filmerbe auf langzeitstabilem 35-mm-Material physisch zu sichern. Das Zentrum sollte 2017 seine Arbeit aufnehmen, dies ist bis heute nicht geschehen.)
Dirk Alt meldet "Zweifel an der Ernsthaftigkeit" des deutschen, ausschließlich auf Digitalisierung setzenden Konzepts an und sieht hier ein Dilemma, das vor allem "in der Flüchtigkeit und Manipulierbarkeit digitaler Daten, im Fehlen langzeitstabiler Speichermaterie und internationaler Standards sowie in der Obsoleszenz von Hard- und Software" bestehe. Sein Fazit: Ein "irregeleitetes Prestigeprojekt der Kulturstaatsministerin Monika Grütters", mit dem auch "die photochemischen Kapazitäten und Strukturen" zusammenbrechen werden, "die in den zurückliegenden Jahrzehnten die konservatorische Sicherung von Film auf Film gewährleisteten."

https://apps.derstandard.de/privacywall/story/2000097199293/das-digitale-dilemma

 

Alles zutreffend: bis auf das Resümee "ein irregeleitetes Prestigeprojekt der Kulturstaatsministerin Monika Grütters".

 

Man weiss vielmehr:

Frau Prof. Grütters wurde massiv von der Leitung des Kinematheksverbunds, Dr. Rainer Rother (zugleich Direktor der Deutschen Kinemathek Berlin ohne archivalischen und technischen Background) bedrängt, die Digitalisierung ohne Rücksicht auf analoge Verluste durchzusetzen. Prof. Grütters verweist selbst darauf, wie eindringlich und dringend die Petitionen der genannten Kinematheks-Leiter gewesen seien, sodass sie sich dem anschliessen musste.

 

Kürzlich betonte die Leitung der Schwesterinstitution der Deutschen Kinemathek (Arsenal - Institut für Film- und Videokunst), wie viel Wert sie auf Erhalt und Pflege des originalen Filmerbes auf Film sie lege. Durch Etablierung des Silent Green-Filmarchivs ist das auch glaubhaft.

Anfragend, warum es keine Proteste oder Widerspruch gegen die Kopierwerksschliessung gegeben habe, hiess es, dass es sie gegeben habe, aber es sei eine Entscheidung allein der BKM Frau Prof. Grütters gewesen, gegen die man nichts tun konnte.

Dem widerspreche ich (s.o.). Zudem ist mir kein einziger Widerspruch seitens der Institutionen zu Ohren gekommen. Wäre auch verwunderlich, denn sie alle hängen Förder- und Subventionstöpfen von BKM und Bund.

 

Triviale Bedrohungsvideos sendet derzeit das Zweite Deutsche Fernsehen:

 

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/deutsches-filmerbe-in-gefahr-100.html?fbclid=IwAR1ZhMlzJ-CJ-Cvv2UFzKe-jlS9vGDY_oXTVPIlCydVV0euQNWvWhSsTOYo#xtor=CS5-22

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/deutsches-filmerbe-in-gefahr-100.html?fbclid=IwAR1ZhMlzJ-CJ-Cvv2UFzKe-jlS9vGDY_oXTVPIlCydVV0euQNWvWhSsTOYo#xtor=CS5-22

 

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  • 3 Monate später...

Der nächste Epochenschritt bedeutet nun die völlige Loslösung vom kulturhistorischem Material - den Transfer von fotochemisch oder magnetisch aufgenommenen Inhalten in eine Quarzglasscheibe, wie seit Langem erwartet. Die mikroskopartigen Schreib- und Lesegeräte setzten einen hohen Zivilisationsstand voraus. Währenddessen mit gängigen mechanischen Werkzeugen, Autolampen oder Fotodioden ein einfacher Bildwerfer mit volkstümlichem Knowhow jederzeit hergerichtet werden könnte.

 

Überlebt der Quarzglasspeicher (hochwarscheinlich)  die Homo-Sapiens-Spezies und auch den Erdball, müßte er von ausserirdischer Intelligenz mit vergleichbaren Geräten ausgelesen werden. Gegenüber der gegenständlichen Kunst (Skulptur, Gemälde, Musikinstrument, Buch, Architektur, Dia, Fotoausdruck, Phasenbilder eines Laufbildfilms) ist der Zugang nicht länger unmittelbar. Sondern setzt eine enorme Hürde voraus, die auch die E.T.s  (oder evtl. menschlich nachfolgende Spezies) u.U. gar nicht nehmen können.

(Wie und ob der Quarzglasspeicher eines Tages sogar biologische Gebilde und Lebewesen in sich aufnehmen kann, sei dahingestellt.)

 

Aber der erhoffte Langzeitspeicher ist jetzt da - SUPER MAN - THE MOTION PICTURE (1978) als Symbol für die Überwindung physikalischer Barrieren. Im Sinne der digitalen Religion möglicherweise für die Ewigkeit:

 

https://variety.com/2019/film/news/project-silica-superman-warner-bros-microsoft-1203390459/?fbclid=IwAR24JtVMVEGL8_4uEOV8OLhPNxB7DxqDl-vlvR-7LkECl4re2S2T_LNvG9o

 

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Ich verschwende keine Gedanken an die Zukunft, die ist aschgrau. Die ganzen Erfindungen, auch die des Films, dienen einzig der Geldmacherei. Ich habe nichts dagegen, dass jemand Geld mit etwas Handelbarem verdient, gönne es auch allen, die Geld haben. Wir sollten einfach nicht darauf hereinfallen und an einem neuen Ort Geld verlochen, für das wir bessere Verwendung haben. So lange etwas gefragt ist, läuft das Geschäft. Es ist nun so, die Menschheit sucht global das Abgehobene, das Skurrilste ist oft nur recht. Sie wollen das Zauberbrettchen in der Hand, sie wollen das Kriegsspiel. Sie wollen Bio und möglichst kein Kohlendioxid, ohne zu wissen, was es damit auf sich hat. Gerade habe ich mit meiner Partnerin Buchweizen-Fusilli zu Mittag gegessen (mit Kürbis und Schinken und Eisbergsalat). Auf der Packung steht doch tatsächlich: «Karma  Dein Karma liebt dich. Und du wirst Karma lieben: weltoffen und natürlich vegetarisch.» Weiter unten: «Zertifiziert vegan». Um Himmelswillen, seit wann müßte man davon ausgehen, daß Nudeln aus Ochsenschwänzen gemacht werden?!

 

Nein, in dieser verblödeten Welt soll der Film vielleicht besser zu einer Geheimwissenschaft werden, in die nicht alles seine Nase steckt. Wer die Eingeweihten finden will, findet sie.

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Es bröckelt  innerhalb der FIAF die einstige Gralshütergemeinschaft des Films. Im Digital-Exposee findet sich nur noch marginal ein einziger Hinweis auf die Möglichkeit der Restaurierung auf Fim: Also we have to notice that a few archives, such as the Cinemateca Portuguesa, Cinémathèque française, Cinemateca Brasileira, CNC, Cinémathèque suisse, Swedish Film Institute and EYE, are still practicing “emergency photochemical duplications” in order to make one duplication of unique film elements in a state of advanced deterioration6 or regular 35mm prints for film elements. These archives, including the BFI, also consider that it is still possible to make restorations purely on film. 

Zit. aus: https://www.fiafnet.org/images/tinyUpload/2019/04/Preservation_Digital_Statement_Final.pdf

Das andere, die digitale Migration, ist zweifelsfrei und in jedem Falle immer ein Geschäft, dann aber nicht Erhalt von Kulturtechnik, sondern Rettung deren bildlicher Vorstellung (also einer lediglich immateriellen Idee davon, was man zu einem Bild erst formen möchte) - zum Preis der Loslösung von seiner physischen Existenz. 

Der Widerspruch wird auch nicht thematisiert, ist es nicht mehr die Frage nach dem "Was", sondern nur nach dem "Wie", um mitschwimmen zu können im Mahlstrom des Multimedia, in der immateriellen Kommunikation in virtuellen Welten.

 

Mit dem Fernsehen hatte es begonnen, seine Abkömmlinge tragen denn auch den Sieg davon. Argument der Kinematheken: Beides ist Kunst. 

 

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"Massendigitalisierung statt Vorführkopien", beschrieb die obige Schlagzeile die Loslösung vom Filmmaterial.

Erwarten konnte man schon vor zehn Jahren, dass dahinter auch Verdienstmöglichkeiten der Archive stecken, um an Streaming-Portalen teilzunehmen.

Werden diese Portale von der Kinobranche nachwievor gefürchtet, stürmen kinoentfremdete Kinematheken sie mit Freuden. Endlich sei es auf diese Weise wieder möglich, Künstler und Publikum zusammenzubringen, anstatt Filme in den Archiven verstauben zu lassen. 

(Umgekehrt liesse sich streithaft das Gegenteil behaupten: sobald Filme nicht mehr filmisch repliziert wuerden, verfielen sie tatsächlich zu Staub.)

 

"LaCinetek" nennt sich das landesübergreifende Projekt, das vorgibt, die Lücken des zu mainstreamig anmutenden Portals Netflix künstlerisch zu füllen: https://www.deutschlandfunkkultur.de/neuer-anbieter-auf-dem-deutschen-streamingmarkt-lacinetek.2156.de.html?dram:article_id=442200

 

Am 12. November tritt Netflix, Verzeihung: LaCinetek natürlich, sogar im Kino auf. Im Wolf-Kino Berlin stellt Deutsche-Kinematheks-Achivleiter Koerber Ula Stöckl "Neun Leben hat die Katze" vor. Nicht auf Film nunmehr, aber als rettendes Digisat eines von vielen angeblich vor dem Untergang stehenden Films. Sogar erschaffen in "Cinemascope und Technicolor" - aber da es sich hier um keine Filmkopie mehr handelt, kann diesen Unfug (es handelt sich um amerikanische Technologien und nicht um deutsche) auch keiner am Filmbandoriginal mehr überprüfen.

 

https://wolfberlin.org/events/2019/10/11/lacinetek-presents-lacinetek-und-die-deutsche-kinemathek-presentieren-neun-leben-hat-die-katze

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Mir ist Eure ganze Diskussion zu kompliziert, zu abgehoben. Für mich als Filmsammler redet Ihre alle am zentralen Thema vorbei und verliert Euch - wie immer - im technischen Gerangel um die richtige Perspektive nach dem Motto : wer hat die Deutungshoheit ? Wer gewinnt den Diskurs ist unwichtig, meine Damen und Herren, ich will , dass (als Beispiel, gelle !) TABOR THE GREAT aus dem Jahre 1954 als Kino-Film (DCP + 35-mm), als DVD, als Stream, als Blue-Ray und als Down-Load zum Verleihen und Kaufen mir und allen anderen Interessierten jederzeit zur Verfügung steht. Kinofilme sind Zeit-Dokumente, die nicht wie Bilder im Tresor einiger wenigen reichen Egoisten verschwinden sollen.

 

Ein Simon Wyss hat als Kinomacher das gleiche Recht, seine Lieblingsfilme einem geneigten Publikum auf Zelluloid (oder sogar auf Nitrat-Film, wenn´s gefällt !) vorzuführen, und zwar mit einem Kurbel-Projektor in 17 Bilder pro Sekunde wie der Flebbe, der in seinen - für mich abstossenden - Luxus-Tempeln einen Jimmy Stuart auf 70-mm durchnudeln darf. Wir Filmsammler werden enteignet und Ihr diskutiert im Netz technischen Schnickschnack, lasst uns konzentriert das Wesentliche erreichen : das Film-Erbe bewahren und retten !

 

Ob ich meinen Lieblingsfilm für einen ansprechenden Obolus aus dem Archiv der Cinemathek in Timbutku angeboten bekomme, ist mir letzten Endes scheissegal, Hauptsache, ich kann den Film gucken !

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vor einer Stunde schrieb cinerama:

Am 12. November tritt Netflix, Verzeihung: LaCinetek natürlich, sogar im Kino auf. Im Wolf-Kino Berlin stellt Deutsche-Kinematheks-Achivleiter Koerber Ula Stöckl "Neun Leben hat die Katze" vor. Nicht auf Film nunmehr, aber als rettendes Digisat eines von vielen angeblich vor dem Untergang stehenden Films. Sogar erschaffen in "Cinemascope und Technicolor" - aber da es sich hier um keine Filmkopie mehr handelt, kann diesen Unfug (es handelt sich um amerikanische Technologien und nicht um deutsche) auch keiner am Filmbandoriginal mehr überprüfen.

 

 

Es liest sich so, als kämen LaCinetek und Netflix aus ein und derselben Firma.

 

Einem Bericht zufolge gibt es die Video-On-Demand Plattform LaCinetek seit 2015 in Frankfreich und stellt sich als "gemeinnütziger Trägerverein" vor. Sie haben sich auf Kurzfilme und Klassiker der Filmgeschichte spezialisiert, die nicht auf anderen Streaming-Plattformen angeboten werden.

 

Ganz unten auf der Homepage von LaCinetek wird angezeigt, welche Firmen diesen Trägerverein unterstützen.

Ob es wirklich Unfug ist?

 

Gruß

Maximum

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Am 6.11.2019 um 13:31 schrieb Simon Wyss:

[...] Auf der Packung steht doch tatsächlich: «Karma  Dein Karma liebt dich. Und du wirst Karma lieben: weltoffen und natürlich vegetarisch.» Weiter unten: «Zertifiziert vegan». Um Himmelswillen, seit wann müßte man davon ausgehen, daß Nudeln aus Ochsenschwänzen gemacht werden?! [...]

Ochsenschwänze findet man nicht unbedingt in Nudeln, da stimme ich zu. Solche, die mit Eiern versetzt sind, kann man hingegen nicht als vegan bezeichnen. Daher hat solch ein Aufdruck in der ach so "verblödeten Welt" seine Daseinsberechtigung. Übrigens: Auch Säfte, Weine und Biere müssen nicht unbedingt vegan sein.

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Am 6.11.2019 um 13:07 schrieb cinerama:

[...] Aber der erhoffte Langzeitspeicher ist jetzt da - SUPER MAN - THE MOTION PICTURE (1978) als Symbol für die Überwindung physikalischer Barrieren. Im Sinne der digitalen Religion möglicherweise für die Ewigkeit:

 

https://variety.com/2019/film/news/project-silica-superman-warner-bros-microsoft-1203390459/?fbclid=IwAR24JtVMVEGL8_4uEOV8OLhPNxB7DxqDl-vlvR-7LkECl4re2S2T_LNvG9o

 

Im Artikel wird aber auch darauf hingewiesen, dass - zumindest bei Warner Bros. - alle digital erstellten Filme auf Negativmaterialien gesichert werden, Glas als Speichermedium schon vor Jahrzehnten verwendet wurde und der "erhoffte Langzeitspeicher" auch zur Sicherung weiterer Medien abseits des Films genutzt werden kann. Die Speicherung von SUPERMAN auf diesem Speicher hat - abgesehen vom im Artikel genannten Grund - auch einen inhaltlichen Bezug zum Film ... und den finde ich ziemlich charmant.

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vor 23 Minuten schrieb 4LOM:

Ochsenschwänze findet man nicht unbedingt in Nudeln, da stimme ich zu. Solche, die mit Eiern versetzt sind, kann man hingegen nicht als vegan bezeichnen. Daher hat solch ein Aufdruck in der ach so "verblödeten Welt" seine Daseinsberechtigung. Übrigens: Auch Säfte, Weine und Biere müssen nicht unbedingt vegan sein.

 

Du hast Recht. Ich glaube zwar, daß Eiernudeln als solche bezeichnet werden. Ihr Daseinsrecht wollte ich nie bestreiten. Mir geht bloß die grüne Hysterie auf den Sack, weil ich vor Jahren selbst so idiotisch grün gewesen bin. Wer sich Gedanken zu seiner Ernährung macht, wird ja wohl die Zusammensetzung auf einer Packung lesen oder sich vorlesen lassen können. Saft mit Zusatz ist kein Saft, sondern heißt dann Nektar oder sonst etwas. Wein mit Zusatz finde ich grauslig. Bier mit Zusatz, wozu nur? Und ja, bei den Inhaltsangaben wird immer wieder geschummelt. Es ist, damit finde ich zum Thema zurück, dasselbe beim Filmerbe. »Digital restauriert« ist etwa wie Käsekuchen aus rein veganen Zutaten.

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