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Wie wurden früher Datum, Uhrzeit, Sitzplatz auf Rollenkarten gedruckt?


Joerg

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Ich habe öfter uralte Kinoeintrittskarten gesehen und wundere mich bei deren Anblick immer wieder aufs Neue, daß diese mit diversen Details bedruckt zu sein scheinen: Datum, Uhrzeit, Reihe, Platz und Kategorie (Parkett, Balkon, etc.). 
 

Wie wurde das damals gemacht? Hatte das Kino etwa eine Druckmaschine oder wurden die Details per Stempel aufgebracht? Oder waren die Platzangaben bereits auf den Kartenrollen vorgedruckt und hat das Kino nur die Angaben in rot ergänzt? 
 

Würde mich über Infos sehr freuen, eventuell auch mit Bildern der Druckmaschinen. 
 

Hier ein Beispielfoto einer solchen Karte

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Der Direktor hat bei einer spezialisierten Druckerei angerufen und Karten für einen oder zwei Monate bestellt. Dort hat der Setzer entweder auf Stehsatz zurückgegriffen oder halt neu abgesetzt. Dann wurde mit einer kleinen Rotation, so hieß das im Jargon, abgezogen, vom Korrektor, oft in Personalunion mit dem Chefsetzer, ein Auge drauf geworfen und schließlich die geforderte Auflage bedruckt. Stempeln war verboten.

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Es gab für jede Vorstellung einen eigenen Kartenblock, die sog. "Massette". Er hatte die Form eines schmalen, hohen Buchs und enthielt Karten in unterschiedlichen Farben, genau gestaffelt nach den vorhandenen Plätzen und Kategorien.

Tag und Uhrzeit wurden manuell gestempelt.

Die Herstellung der Massetten erforderte spezielle Druck- und Bearbeitungsmaschinen, daher gab es in Wien nur zwei oder drei Hersteller (die auch behördlich geprüft wurden).

 

Logischerweise waren Massetten eine streng verrechenbare Drucksorte, durchnummeriert und registriert, im Tresor versperrt...und Magistratskontrollen der Bestände gefürchtet!

 

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Danke für die Infos.

 

Wenn nun eine Vorstellung nicht ausverkauft war, blieben Karten mit aufgedruckten Plätzen zurück. Wurden die dann weggeworfen? Für die nächste Vorstellung waren diese Reste ja wohl kaum brauchbar, da dann ja alle anderen Plätze gefehlt hätten. 

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Wir hatten auch noch die alten karten..

 

Wehe die rolle mit den folgenummern stimmte nicht...gab es ein riesen aufschrei..

 

Die zentralschweiz hat ticketsteuern..so war dies ganz übel..

 

Wir stempelten aber mit einem ganz einfachen datumstempel!

 

Hatten aber bis zu acht neun kategorien..was je nach kino noch wenig ist..

 

Herzlich

 

Clemens

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Die Massetten waren als Dokumente sieben Jahre aufzubewahren, auch wenn sie nicht vollständig oder gar nicht gebraucht worden waren. Die Restbestände wurden vom Magistrat regelmässig stichprobenartig überprüft.

 

Als junger, renitenter Kinobetrieber Ende der Achtziger habe ich in meinem Kino verbotenerweise "durchgestempelt", d.h. auf einer Massette mehrere Vorstellungen oder Tage abgerechnet. War keine gute Idee, gab lange Verhandlungen mit der Behörde...

 

Das rhythmische Geräusch des Abstempelns aller Karten eines Blocks für die kommende Vorstellung gehört für mich zur "guten alten Zeit", genauso wie die Kennzeichnung der reservierten Karten: einfach im Block in der Hälfte umgebogen, Name auf die nun obenliegende Kartenrückseite, fertig! Keine separate Namensliste notwendig...

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Es ist hier die Rede von "Verboten" und "Behördlichen Prüfungen".

 

Heißt das die Karten hatten auch eine Bewandnis für Steuerfragen ? Wie gut sich Verleiher und Kino verstehen, kann dem Staat ja eigentlich egal sein, es gibt keinen Anspruch auf ein bestimmtes, "korrektes" Geschäftmodell für Kinofilme.

 

Und wer hat später die Kosten für umsonst gedruckte Karten übernommen, als ausverkaufte Sääle nicht mehr eine Selbstverständlichkeit waren ?

 

Und was war, wenn bestellte Karten mal nicht geliefert wurden. Vielleicht weil eine Druckmaschine defekt war, oder das Paket in der Post verloren ging ? Sollte ein Kino dann zusperren, bis es pleite ist ?

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Also mit nem ganz klein wenig Mitdenken kann man Antworten auf diese „Fragen“ wohl selbst finden. Kleine Hilfestellung:

 

zu 1. ) Natürlich will der Staat die Kartenverkäufe kontrollieren - er erhält doch die Umsatzsteuer darauf…

zu 2.) Natürlich der Betreiber.

zu 3.) Das Ende der Kartensätze kommt ja nun alles andere als plötzlich. Als Betreiber bin man für einen ausreichend hohen Bestand an Tickets verantwortlich. Druckdauer war etwa drei Wochen. Im schlimmsten Fall konnten die Druckereien blanko Notkarten zusenden.

 

… ehrlich… 

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Umsatzsteuer

Kulturgroschen

Vergnügungssteuer

Kriegsopferabgabe

AKM-Gebühr

und, und, und...

 

Ende der Sechziger gab es sogar einmal eine Kinostreikaktion mit legendärem Begleitfilm namens "Die Kinokuh". Darin wurde drastisch dargestellt, wie die Kinos als Melkkühe mißbraucht wurden. Der Abgabenwahnsinn hat sich gottseidank entschärft...ich merke grad, es wird OT! 😉

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????????????????????

Das alles betrifft doch aber nur Östereich. Oder ?

Wir hatten jedenfalls bis zum Beginn der Computerkassen, nur Rollenkarten.

Da wurde auf die Rückseite, mit Kuli, Platz und Reihe draufgeschrieben.

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vor 20 Stunden schrieb Professor Fate:

Also mit nem ganz klein wenig Mitdenken kann man Antworten auf diese „Fragen“ wohl selbst finden.

 

Mit ein klein wenig Nachdenken kann man aber erkennen, daß das auch keine gewichtigen Argumente sind.

 

Natürlich will der Staat am liebsten jeden Atemzug kontrollieren, und am besten auch noch besteuern. Tut er aber nicht. Er begnügt sich auch oft mit einer Buchführung, die man im Kino für Kartenverkäufe selbstverständlich auch hätte einsetzen können.

 

Also eigene Aufzeichnung in der Buchführung, statt nachweisbarer Höchstumsätze durch Vorlage nicht verkaufter registrierter Eintrittskarten.

 

Daß die Kinobetreiber die Kosten der Steuerermittlung übernehmen sollten, ist zwar nicht überraschend, aber auch nicht selbstverständlich. Das Hin und Her zwischen Staatsaufgaben, die privaten Parteien auf's Auge gedrückt werden, und privaten Vergnügungen, die vom Staat, also von anderen Steuerzahlern bezahlt werden, ist ein Wust, den kein Mensch mehr in seiner Gänze überblicken kann. Was die Höhe der wahren finanziellen Belastungen durch den Staat ebenso verschleiert, wie es Anspruchberechtigten ihren vorgesehenen Zugang zu Unterstützung de facto oft verwehrt.

 

Und jetzt lese ich auch noch, daß das beschriebene System möglicherweise nur das österreichische war. Woher soll ich denn wissen, wie das in Deutschland war ? Weil's mich interessiert frag ich ja.

 

Ehrlich...

 

Ich könnte mir aber vorstellen, daß in kleineren Kinos vielleicht tatsächlich nur mit registrierten, nummerierten Blankokarten gearbeitet wurde, wie Balu das beschreibt. Eben, um die zusätzlichen Druckkosten zu sparen.

 

Interessant ist ja auch, wie sich das Kino einst als "Melkkuh" empfunden hatte, so wie später die Autofahrer. Es gibt eine gewisse Neigung des Staates, sich mit Vorliebe auf die Besteuerungsgrundlagen zu stürzen, die für die Bürger kaum verzichtbar sind. Das könnte dann in der Nachkriegszeit etwas Abwechslung im adenaurer'schen Muff gewesen sein.

 

Jetzt muß ich direkt mal schauen, ob ich noch ein paar alte Eintrittskarten von mir finde, und wie die aufgebaut sind...

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ZU jeder dieser Satzkarte (gedmeint aus dem Satz der Platzkarten) gehört eine Eintrittskarte der entsprechenden Preiskategorie, die "Rollwenkarte". Diese diente als Abrechnungsgrundlage gegenüber dem Filmvertrieb und der Steuerbehörde.

Diese Satzkartensätze wurden zusätzlich verwendet, bei Platzwahlmöglichkeit in der betreffenden Vorstellung. 

Nicht verkaufte Plätze blieben auf den Tafeln erhalten

Die Platzkarte war kein Eintrittsausweis.

Ich habe noch den Stempel "PLATZKARTE! Ohne gültige Eintrittskarte ungültig."

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Wir haben uns zu jener Zeit unser Sitzplatzschema in einer Druckerei auf einen A2 Bogen drucken lassen. Die einzelnen Sitzplatznummern waren wie Briefmarken perforiert. 1 Bogen war somit für eine Veranstaltung. Diese einzelnen "Sitzplatzmarken" wurden beim Kartenverkauf direkt auf die Rückseite der Eintrittskarte geklebt. Da es verschiedene Farben des Sitzplatzdruckes gab, war die Zuordnung zu einer bestimmten Veranstaltung gegeben. Wenn ich mich recht erinnere, wurde noch ein Datumsstempel mit aufgetempelt.

War eine Veranstaltung nicht ausverkauft, dann wurden nur die restlichen Platzmarken des entsprechenden Bogens verworfen und mit den Rollenkartennummern gab es bei diesem System natürlich kein Problem.

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