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Technicolorfarben wie damals


Gangolf

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Nochmal zu Technicolor-Druckkopien:

 

@Stefan2 hat natürlich wieder mal den "ganz großen Hammer geschwungen", wobei ich seine Einschätzung nicht ganz teile: Es gab sehr gute und unglaublich schlechte Druckkopien, und zwar in jedem Jahrzehnt (Nitro-TC habe ich leider noch nicht projiziert gesehen).

 

Anfang der 1950er löste die Aufnahme auf Mehrschicht-Farbfilm (meist Eastman) die ursprüngliche Technicolor-Dreistreifenkamera ab. Vom Eastman-Negativ konnte man also entweder TC-Druckkopien oder Eastman-Positivkopien herstellen.

 

Auch bei gefadeten (verblaßten) Eastman-Farbfilmkopien dieser Zeit ist deutlich zu sehen, daß diese

 

a) wesentlich schärfer sind

b) im Schattenbereich mehr Details zeigen, während in den TC-Kopien die dunklen Passagen "absaufen"

c) ein relativ feines Korn zeigen, während die TC-Kopien gröber wirken.

 

Das gilt natürlich nur für die Passagen, die vom Kameranegativ direkt aufs Positiv kopiert wurden, nicht für optische Effekte wie Blenden, Trickaufnahmen usw. !

 

Die entscheidenden Verbesserungen des Druckprozesses (feineres Korn, bessere Deckung der Auszüge und höhere Schärfe) wurden erst 1955/56 eingeführt, und manche TC-Kopien von Großformaten wie 65mm,. VistaVision oder Technirama zeigen das auch ganz deutlich.

 

Für Filme ab den fünfziger Jahren kann man die Eastman-Kopie (sofern nicht vom Dupnegativ gezogen) als überlegene technische Lösung ansehen - ausgenommen natürlich die Farbstabilität, die uns heute wenig Freude bereitet.

 

Ganz anders sieht es aus für Filme, die mit der Dreistreifenkamera aufgenommen wurden: Für diese ist eine (gute) TC-Druckkopie die einzige 100% werkgetreue Wiedergabeform, denn die gesamte Produktion und Ausstattung war farblich nicht darauf abgestimmt, wie Farben in natura aussahen, sondern wie sie aussehen würden, nachdem sie den gesamten Prozeß einschließlich der Druckkopierung durchlaufen hatten.

 

Leider sehen die meisten "restaurierten" Fassungen oder Neukopierungen von TC-Dreistreifenfilmen bescheiden bis miserabel aus, sind zu steil im Kontrast, haben zu gesättigte Farben und oft schlechtere Auszugdeckung als die TC-Kopien. Ein untrügliches Kennzeichen solcher Neufassungen ist, daß in klassischen Hollywood-TC-Filmen die weiblichen Darsteller ein rotfleckiges Makeup bekommen, das jeden Dermatologen in Windeseile vom Golfplatz holen würde.

 

Von neueren Fassungen alter TC-Filme, die von Farbauszügen hochauflösend gescannt und dann digital zur Deckung gebracht wurden, habve ich bisher zu wenig gesehen. Allerdings bezweifle ich, daß die für den Druckprozeß verwendeten Farbstoffe mit heutigem Dreischichtenmaterial oder auch digitaler Projektion simuliert werden können, so daß zeitgenössische TC-Kopien der prä-Eastman-Ära wichtige Anhaltspunkte (und auch Seherlebnisse) bleiben.

 

 

Ach ja, und am besten sieht ein TC natürlich aus, wenn er auf Philips-Maschinen der 1950er vorgeführt und mit Philips-Verstärkertechnik wiedergegeben wird, nicht wahr? ;)

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[...] Es gab sehr gute und unglaublich schlechte Druckkopien, und zwar in jedem Jahrzehnt (Nitro-TC habe ich leider noch nicht projiziert gesehen).

Dies Schwankungen (in ein und demselben Zeitraum) bedürften aber einer Erklärung. Bei Haines und anderen findet man sie leider nicht.

Das Schauburg Festival ist mir schon bekannt, aber wenn man die Berichte der letzten Jahre so liesst sind die Farben ud Kopien auch hier mitnichten annähernd so gut wie damals. Was ja auch leider verständlich ist und keine Kritik sein soll!
Ohne Zeitmaschine wird es vermutlich schwierig, die Kopien so zu sehen, wie sie damals aussahen.

 

Oder vorher ein "Brain-Delete" machen :-) ... man kann sich eben emotional und intellektuell nicht in die Vergangenheit zurückbeamen und nimmt einen alten Film heute anders wahr, auch wenn die Kopie die selbige ist, die man vor 30 Jahren sah ...

Vehementer Widerspruch. Man fragt sich, warum es dann Filmrestaurierung gibt.

Der entscheidende Faktor ist das notwendige "brain - delete", was @preston beschreibt...

 

dazu die Analogie:

... als Phillip Reiss am 26.Octobre 1861 sein "Telephon" im physikalischen Verein zu Frankfurt vorführte, war man entzückt von der klaren Sprachübertragung.

Heute würde niemand mehr die Qualität eines Bellschen Telephones aus 1904 in der verbesserten Ausführung als brauchbar bezeichnen, ich möchte mal behaupten eine Konversation über Bell Anlage wär für viele heutige Menschen nicht möglich.

 

 

Nicht anders ist das mit gelerntem Umgang mit neuen Kopien

 

 

Stefan

Es ging aber eigentlich doch um WAs von auf Technicolor gedrehten Filmen auf Mehrschichtenmaterial.

Und diese stellen selten eine Verbesserung dar, wie @magentacine bereits beklagte.

 

damals war damals und vieles verklärt sich auch in der Erinnerung ... dadurch, dass Technicolor Kopien sich nicht verändern, vermitteln gerade diese Kopien einen sehr guten Eindruck wie es damals ungefähr ausgesehen haben mag.

 

Jeder kann sich dann selber eine Meinung bilden, ob früher wirklich alles besser war oder ob der eigene Anspruch früher einfach anders war.

Verändern sie sich nicht? Was sagen die anderen zu dieser Annahme?

 

"Früher war alles besser": in eltichen Bereichen schon. Würde z.B. die 70mm-Kopierung hier zu zählen.

 

Nicht besser leider die alten Isco-Kiptare (Petzval-Typ, 4-Linser) der 1950er Jahre. Ohne Abblendung ein Randabfall. Aber ich besitze welche, die zwar nur einfach vergütet sind, nachwievor aber hoch auflösen und jede Art Korn sofort sichtbar werden lassen.

 

Es ist keine Verklärung, kein Brain-Delete oder angeblich nur schlechte Projektion in den 1950er Jahren, die zur Mythisierung der damaligen Kopien führten, sondern entscheidend ist offenbar der Vergleich mit damaligen Substandards auf Eastman Color-Dup-Material oder mit schlechteren Farbkopien auf Ferrania-Material u.a., der zu bestimmten Schlüssen und Preferenzen animierte.

Natürlich sind die heutigen Sehgewohnheiten höhere Auflösungen gewöhnt, die auch zu "Gewöhnung" führen und die Fallhöhe zur damaligen Bildauflösung vertiefen.

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- Die Lichtströme waren geringer. Weniger Licht erhöht die subjektiv wahrgenommene Bildschärfe - wie auch die Farbintensität.

 

:?:

 

Seit wann denn das?

Je dunkler es ist, desto schlechter kann das menschliche Auge Schärfe, Kontrast und Farbe sehen. Zumindest ist dies bei mir so.

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Nicht stockdunkel, nur ein zu helles Bild wirkt einfach flach und farblos.

Jens

 

Schon klar. :wink:

 

Nur finde ich die Aussage von Sam so pauschal in den Raum gestellt ziemlich irreführend. Vorallem das mMn die meisten Kinos eher an zu dunklem als an zu hellem Bild leiden.

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Kuckuck, Freunde

 

Ich habe irgendwo in meiner Sammlung einen Abschnitt aus Der Schandfleck von 1956, Agfacolor. Das Erstaunliche an dem auch stark geschrumpften Material ist eine vornehme Stille in den Farben, wenn ich das so ausdrücken darf. Ich habe mich gefragt, was da los wäre und fand, daß es sich um regenerierten Film handelt.

 

Für diejenigen, welche sich unter Filmregenerierung nichts vorstellen können: Je nach Art, Ort und Grad der Verregnung arbeitet man auf besonderen Apparaturen Schicht oder Träger chemisch-mechanisch auf, wobei der Träger mit einem Lösungsmittelgemisch ähnlich Filmkitt oder auch nur mit Aceton angelöst und auf einer polierten Glaswalze geglättet wird. Oft bleibt der Träger nach der Behandlung etwas aufgeraut, wodurch eine leichte Mattscheibenwirkung eintritt, die das Projektionslicht fast unmittelbar vor den Bildschichten streut. Damit geht einher, daß die getrennten Farbstoffschichten von vielen prismatisch gebrochenen Lichtbüscheln getroffen werden. Alle Farben bekommen also alle Lichtanteile etwa gleich ab. Man muß es gesehen haben.

 

Die Gelatine wird im Allgemeinen blankiert, wie es heißt, also mit Wasser gequollen und anschließend glattgewalzt und trocknen gelassen.

 

Ich kann mir vorstellen, daß der eine oder andere von uns sich an besonders eindrückliche Projektionen erinnert, ohne sich bewußt zu sein, ob nicht eventuell mattiertes oder unvollständig blankiertes Material lief. Das wollte ich der Diskussion beigeben.

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Kenn ich auch so, duftete extrem nach Lösungsmittel und gaste auf der Rolle aus und wurde dadurch dünner. Dieser Umstand führte mal bei einer Spuleinrichtung mit schrägen einseitig offenen Spulen zum Herauswachsen eines Kegels und viel Streß beim Vorführen.

Jens

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Interessante Theorie. Aber hat man nicht in der Regel das regenerierte Material anschließend mit einer neuen (glänzenden) Schutzschicht bzw. Lackierung versehen?

Haben wir hier niemanden aus der ehemaligen "Filmveredelung", der dazu etwas sagen kann?

 

Vor allen Dingen wurde früher das Material beschichtet und diese Schicht bei der Regenerierung gelöst.

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Sam hat folgendes geschrieben:

 

- Die Lichtströme waren geringer. Weniger Licht erhöht die subjektiv wahrgenommene Bildschärfe - wie auch die Farbintensität.

 

 

:?:

 

Seit wann denn das?

Je dunkler es ist, desto schlechter kann das menschliche Auge Schärfe, Kontrast und Farbe sehen. Zumindest ist dies bei mir so.

Im Originaltext von mir vielleicht wirklich etwas schnell (und apodiktisch) formuliert :wink: . Verbesserungsvorschlag für die Findung eines gemeinsamen Nenners: "Bei weniger Licht fällt eine Bildunschärfe u.U. weniger schnell auf." Und, auch kein Dissens: Das mit der Erhöhung der Farbintensität (und ggf. des Kontrastes) kann so nur für eine Variation des Lichtstroms in engen Grenzen gelten. Klar, so wie ein zu helles Bild mau und flau ist, so sind bei einem zu dunklen Bild Farbenpracht und Kontrast ebenfalls hin ....

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Die seltene Kombination Technicolor IB-CS Kopie und 4-Kanal-Magnet-Raumton gibt es am 15. August bei uns (Schauburg, Karlsruhe) zu bestaunen. 40 Jahre ... "WOODSTOCK"

Super!

 

Hoffentlich gibt es KEINE Platzkarten! Ab wann wird man Karten reservieren können?

 

 

Absolute Schärfe darf man aber nicht erwarten, Kamera-Original war 16mm ... interessantes Zeitdokument in authentischer Kopie.

Die Rauchschwaden kosten zudem auch noch etwas Bildschärfe. :-)

 

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