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Empfohlene BeitrÀge

Geschrieben

Drama in der Kamera im Gegensatz zu sonst

Passend zum Lesen ein E-Gitarre-Solo z. B. dieses

 

Paillard-Bolex H 16 Reflex, Nr. 190'XXX. Ein Auftrag, GeneralĂŒberholung. Es quietscht. Ich zerlege. Was ich finde:

 

  • Die Kamera ist seit ihrem ersten Verkauf 1961 nicht geöffnet worden. Das schwarze Mastix war trocken und hart, Schrauben haben beim Lösen geknackt. Im Innern zwei kleine FilmstĂŒcke, trockenes und klebriges Fett, Staub. Die SchaumgummistĂŒcke im Sucher waren am Ende.
  • Kein Rost
  • Das Auflagemaß der drei Objektivhalterungen war zu lang, ein wenig mehr als 21,77 mm. Das mathematische Maß ist 0.8175 Zoll oder 20,7645 mm. Die Auflage sollte zwei Hundertstel weniger sein. Dadurch fiele die SchĂ€rfeebene nicht auf die FilmoberflĂ€che, sondern ganz leicht in die fotografische Schicht hinein. Man geht auch dem Film entgegen, der sich immer leicht nach hinten wölbt.

 

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Die Bildfensterplatte war nicht planparallel, es gab zwei Hundertstel Unterschied zwischen der Höhe links und rechts. Die Laufstege fĂŒr den Film sind geschliffen und poliert, doch die RĂŒckseite ist unbearbeitet. Das ist nicht das erste solche Exemplar, das ich antreffe.

 

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Ich habe flach ĂŒberschleifen lassen, nun ist die Platte ĂŒberall gleich hoch. Gleichzeitig konnte ich die Auflage auf 20,75 mm bringen.

 

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Im Getriebe gibt es AbnĂŒtzung kurz vor einem Schaden, zwischen dem Federhaus und dem ersten Zwischenrad,

wo die stÀrksten KrÀfte auftreten. Die Kupplungsgruppe ist betroffen  . . .

 

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und der Federhaus-Zahnkranz.

 

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Die elastische Scheibe am Federhaus hatte Brauen und ist verdorben. Diese Scheibe muß völlig glatt und von gleicher Höhe beidseits der Knicke sein. Vor allem aber sollte sie die richtigen Maße haben. Die Scheibe hat den Innendurchmesser 9,5 mm, was zu groß ist auf dem FederkernØ von knapp 8,9 mm. Die Scheibe muß ein Mal verrutscht und eingeklemmt worden sein zwischen dem Sonnenrad am Federhaus (wogegen sie drĂŒckt) und der Halteplatte mit Vierkantöffnung, die an der Platine angeschraubt ist. Der Besitzer der Kamera muß mit Gewalt weiter aufgezogen haben, was auf die ZĂ€hne ging. Irgendwann ist die Scheibe wieder freigekommen. Das Sonnenrad kann etwas wackeln, es liegt mit Vierkantöffnung auf dem Federkern, hat Spiel, und das Federhaus kann ebenfalls ein wenig taumeln.

 

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Da ist ganz anstĂ€ndig Kraft zwischen den Teilen! Eine passende Scheibe muß den InnenØ 9 mm haben, damit sie gefĂŒhrt ist. Schlimmer Fehler von E. Paillard & Cie

 

Jetzt sind Wellenscheiben bestellt. Drei Wellen. InnenØ 0.355“ oder 9,017 mm.

In Zukunft werde ich bei jeder solchen Kamera, die ich zerlege, gleich etwas ZuverlÀssiges als Federscheibe einlegen.

 

So etwas habe ich noch nicht gesehen.

  • Like 2
  • 2 Wochen spĂ€ter...
Geschrieben

Fortsetzung

 

Was fĂŒr eine Fundgrube! Der Verschluß war nicht richtig montiert. Die FlĂŒgel haben beim Abblenden den Offenwinkel zuerst ein wenig grĂ¶ĂŸer werden lassen, um danach zu verkleinern. Im Film wird man das kaum gesehen haben, es hat wohl einfach etwas lĂ€nger gedauert bis zum Dunkelwerden. Das IrrefĂŒhrende war, daß drei Gewindestifte mit Spitzen in Anbohrungen der Welle sitzen. Wenn ich ein wenig verdreht anziehen wollte, rutschte das Ganze immer wieder in die alte Lage. Der Mechaniker hat das Problem aber gelöst.

 

Die Gabeln der EinfÀdelautomatik waren verbogen, ein Abstreifblech kratzte innen an der Wickelrolle (das Quietschen).

 

Das Axialhalteblech an der 1-1-Welle war nicht gerichtet. Nach zwei DurchgÀngen, es vorsichtig zu biegen, hat es dann hingehauen. Jetzt ist da ein halbes Haar Spiel, die Befestigungsschraube angezogen.

 

Im unteren Reglerlager war keine Kugel. Ich glaubte erst, sie wĂ€re mir ab, ich hĂ€tte sie verloren, doch beim Zusammenstellen mit einer Kugel bemerkte ich, daß der Bremstopf nicht in seine Position gelangen kann. Also oberes Reglerlager lösen und alles frisch einstellen.

 

In Serviceunterlagen von Paillard habe ich auf einer Zusammenstellzeichnung gefunden, daß unter der oben gezeigten Federscheibe noch eine ebene Unterlegescheibe vorgesehen war. So eine habe ich an der Stelle noch nie vorgefunden. Zudem ist die Federscheibe verkehrt herum gezeichnet. Kein Wunder, sind sie alle falsch eingelegt worden. Ob die Zeichnung amerikanisch oder englisch oder schweizerisch ist, kann wohl nicht mehr bestimmt werden. Von der ganzen Art her, rechtwinklig abbiegende gestrichelte Linien, NebensĂ€chliches mit dĂŒnnerem Strich, erscheint mir die Sache importiert. Ihr seht, November 1965, man hat es also ĂŒber 30 Jahre lang nicht begriffen. Zur Wiederholung: Die meisten Kameras sind in Ordnung, ich habe ja mit defekten Exemplaren zu tun. Viele Defekte hĂ€tte man aber ausschließen können.

 

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Geschrieben

Weitere Fortsetzung? Aber sicher:

 

Das so genannte lange Prisma und das oben liegende waren beide falsch eingestellt, auf den Nutmuttern des oberen befand sich noch der originale weiße Lack.

 

Mit dem Vorbehalt, daß das Doppelprisma zu weit hinten steht, was ich nicht untersucht habe, sage ich, das lange liegt zu weit vorne. Im Sucher erscheint der untere Bildrand verdeckt. Das obere Prisma, das nach hinten umlenkt, hing windschief auf seinen drei Stellmuttern. Das lange Prisma kann ich jedoch nicht nach hinten rĂŒcken, es liegt schon direkt in der Front auf.

 

Sollte sich herausstellen, daß das Doppelprisma nicht stimmt, wird’s noch einen gehörigen Schluck teurer, weil es dann mit Autokollimator ans Zeug geht. Die GeneralĂŒberholung ist schon lange zu einem Kraftakt an Reparatur ausgeartet.

 

Liegt es am Jahrgang, daß hier so vieles krumm ist?

Geschrieben

Noch dieses, dann höre ich auf, obwohl die Kamera vermutlich noch mehr Unbill in sich trÀgt:

 

Der Ausschnitt in dem Blech unmittelbar auf der MattflÀche des Doppelprismas, gelber Pfeil, hat die Höhe 7,04 mm. Die Projektoren lassen 7,26 mm durch. ISO 359

 

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  • 2 Monate spĂ€ter...
Geschrieben (bearbeitet)

Es kommt immer noch mehr dazu, und zwar mit einem der Objektive, die an der Kamera sind. Es handelt sich um ein Tele-Xenar 75 mm, f/2.8, von Schneider. Das ist nun mal ein doof gemachtes Ding, schwarz eloxierte AluminiumhĂŒlsen ineinander, radial gebohrt, gewindet und verschraubt. Trocken.

 

Über die Jahre ist Fett vom SchĂ€rfetrieb die HaupthĂŒlse entlang ausgeflossen und an die Halteschrauben gekrochen. Eines Tages hielten sie nicht mehr, lockerten sich, das Objektiv begann in sich zu wackeln. So habe ich es angetroffen. Die Schrauben angezogen zurĂŒck zur Kundschaft

 

Jetzt liegt das 75er wieder bei mir. Ich kann die drei Schrauben andrehen, sie halten das Objektiv zusammen. Ich kann die HaltehĂŒlse gegenĂŒber der HaupthĂŒlse zu wackeln anfangen, kaum spĂŒrbar erst, dann kommt’s immer mehr. Die fettigen Schrauben lassen los. Das ist natĂŒrlich nix.

 

Zur Abhilfe Zerlegung, HaupthĂŒlse und Halterung entfetten, ebenso die Schrauben. Die Unendlicheinstellung geht verloren, ist ja klar. Montieren, die Schrauben mit Sicherungslack eindrehen, ruhen lassen. Der Lack hĂ€rtet unter der katalytischen Wirkung von Metallen. Nun sind es vernickelte Schrauben in eloxiertem Aluminium und jede/r beruflich einigermaßen Gebildete versteht, daß Aluminium an sich schon nicht blank vorliegt, sondern immer mit einer dĂŒnnen Oxidhaut ĂŒberzogen ist. Elox-Alu hat eine verdickte OberflĂ€chenschicht, die nichts anderes ist als Korund. Al2O3

oder eben Korund ist jedoch kein Metall mehr. Ich frage mich, ob der Lack auch an dem Mineral haften wird. Ob ich alles Fett aus dem porösen Korund herausbringe, weiß ich auch nicht. Auf der anderen Seite, bei den Schrauben, kann die Vernickelung vom Körper abreißen, dann wĂ€re auch alles wieder in Frage gestellt. Ersatzschrauben beschaffen ist dabei nicht leicht – M 1,4.

 

Es tut mir leid, es hier so sagen zu mĂŒssen: Die jĂŒngeren Schneider-Schmalfilmobjektive sind entweder falsch konstruiert oder ungenĂŒgend montiert worden. Drei Tropfen Loctite (seit 1956 im Handel), heute gibt es Mitbewerbererzeugnisse, hĂ€tten damals drin liegen dĂŒrfen, und vernickelte Schrauben setzt einfach kein nĂŒchterner Mensch in Alu.-Objektivringe ein. Nur bei Schneider ist das getan worden.

Den Ärger habe ich mir auch von der Seele geschrieben. Ist doch wahr.

Bearbeitet von Simon Wyss (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Simon, ich lese deine Berichte am liebsten bei einem Glas Rotwein, oder Gras... ĂŒberaus unterhaltsam, wie deine Website, die ich vor kurzem entdeckte! Weiter so!!!

Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb Rolando:

Simon, ich lese deine Berichte am liebsten bei einem Glas Rotwein, oder Gras... ĂŒberaus unterhaltsam, wie deine Website, die ich vor kurzem entdeckte! Weiter so!!!

Seine Website hebt sich definitiv vom ĂŒblichen Standard-GesĂŒlze ab 😉

 

  • 1 Jahr spĂ€ter...
Geschrieben (bearbeitet)

Mit Bezug auf den Beitrag vom 9. August 2020 möchte ich einrĂ€umen, daß die GrĂ¶ĂŸe des MattflĂ€chenbildes möglicherweise einen tieferen optischen Grund hat. Den habe ich aber noch nicht erschlossen. Es sind noch immer nicht alle ZusammenhĂ€nge des Doppelprismasuchers ans Licht geholt.

 

DafĂŒr ist heute eine H 16 RX-5 mit schiefen Bildfensterkanten in Arbeit. Die Vertiefung ist gefrĂ€st, die bestimmende Öffnung jedoch gestanzt. Das Bildfenster ist auch zu wenig hoch. Ich könnte also noch nacharbeiten und dabei winklig schleifen. Ob das der Kunde bezahlen will?

Bearbeitet von Film-Mechaniker
Nachtrag von Einzelheiten (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Besagte Kamera. Zum ersten Male habe ich eine Paillard-Bolex H 16 Reflex vor mir, bei der das Doppelprisma schief in der Halterung sitzt. Es ist unheimlich schwer zu fotografieren.

 

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Man erkennt rechts unten einen Lichtspalt, von Auge ist es viel deutlicher zu sehen.

Die Blechhalterung lĂ€ĂŸt durch ihre Konstruktion nur einen winzigen Winkelfehler zu. Das hier ĂŒbersteigt das Halterungsspiel um ein Mehrfaches.

 

SelbstverstĂ€ndlich stimmten die Ausschnitte des Bildfensters und des Suchers nicht ĂŒberein, vom schiefen Bildfenster abgesehen. So etwas haben die Ferkel verkauft.

 

Wer sich heute eine Bolex kaufen will, bezahle in keinem Falle mehr als 400 Euro. Ich weiß, fĂŒr jĂŒngere Modelle wird das Zehnfache davon verlangt. Finger weg!

  • 9 Monate spĂ€ter...
Geschrieben

Noch eine kleine Episode, von einem Forenteilnehmer habe ich eine H 16 zurĂŒckbekommen. Er klagte, daß der summarische ZĂ€hler zeitweilen stehen bleibt. Das habe ich noch nie erlebt, also mußte ich grĂŒndlich vorgehen. Weder an der Skalenscheibe noch am Mechanismus konnte ich etwas finden, das klemmte oder kratzte oder riebe.

 

Gestern abend, kurz vor dem Einschlafen, ist es mir dann aufgegangen: Weil die ZĂ€hlerkupplung, Kegel in Gegenform, eine innere Feder besitzt, die bei abgenommenem Deckel die Kegeln trennt, kann der Körper mit dem Innenkonus und einem Ă€ußeren SchrĂ€gzahnkranz seitwĂ€rts verrutschen, etwa einen knappen Millimeter. Ich hatte die Übertragungsgruppe praktisch ohne Spiel montiert gehabt, wodurch zwischen der ĂŒbertragenden Schnecke und dem genannten SchrĂ€grad bei Drehung so viel Druck entstand, daß eben das Rutschen erfolgte. Dabei geht der Eingriff so weit verloren, daß die restlichen Teile des ZĂ€hlers nicht weiterbewegt werden, ganz auseinander fallen Schnecke und SchrĂ€grad nicht.

 

Nun funktioniert der ZĂ€hler, wie er soll. Immer wieder ein Mal Nervenanspannung!

  • Like 2
  • Thumsbup 2
  • 2 Monate spĂ€ter...
Geschrieben

Drama an der Kamera, genauer: am Okulareinstellring der Reflexmodelle

 

Es ist nicht beschrieben worden von Michael Tisdale und auch sonst wohl noch von niemandem, daß die originalen Okulareinstellringe aus Kunststoff eine glatte radiale Bohrung haben, in die Paillard eine selbstfurchende Schraube gedreht hat. An der schwĂ€chsten Stelle des Ringes wird das Material also noch angeschnitten. Beim Manipulieren der Schraube, es wird ja gerne von Unqualifizierten herumgemacht, sprengt die Person den Ring. Der Schraubenfuß muß in der Wendelnut des Okulars stehen, sonst geht’s eben schief.

 

Weil keine Ersatzteile von Bolex International mehr erhÀltlich sind und ich in der Sache etwas verbessern wollte, habe ich neue Einstellringe aus Metall fertigen lassen und passende Schrauben dazu. Der neue Ring sieht praktisch gleich aus wie der von Paillard & Cie, besteht aus mattschwarz anodisiertem Aluminium und hat ein Regelgewinde M 4.

 

Beim Einbau anlĂ€ĂŸlich einer Überholung verkaufe ich den Ring zum halben Preis. Er ist auch in freiem Verkauf zusammen mit Schraube erhĂ€ltlich fĂŒr CHF 50.

 

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  • Thumsbup 3
Geschrieben

Als bereits glĂŒcklicher Nutzer dieses Rings kann ich nur sagen: greift zu. Der Ring hat nur ein „Problem“: man muss Interessierte direkt daraufhinweisen, sonst fĂ€llt er nicht auf. Er sieht schlicht aus, als sei er direkt ab Werk montiert 😉

  • 2 Wochen spĂ€ter...
Geschrieben

Die jĂŒngsten Federn von Paillard-Bolex-H-Kameras brechen massenhaft. Ich bin zur Zeit mit dem Service einer H 16 RX-5 beschĂ€ftigt, die mir vom Kunden wieder zugesandt wurde. Als er das zweite Mal aufziehen wollte, PĂ€ng. Heute setze ich einen gleichen Federmotor aus einer etwa gleich alten H 16 ein, gebe ihr Vorspannung, dann beim Aufziehen noch vor Erreichen des Halts PĂ€ng. Nun kommt die dritte hinein, wer weiß, ob die hĂ€lt.

 

Erkenntnis aus Untersuchung der gebrochenen Federn ist, daß sie alle in der gleichen Zone entzwei gehen, und zwar am Übergang vom angelassenen Ende zum harten Teil. Es liegt nichts anderes als schlechte Arbeit vor, der Stahl ist verbrannt. Ich habe mit Ruedi Muster telefoniert, er sagt dasselbe. Ein Techniker in den USA hat mir ein Bild von zwei Dutzend schlechten Federmotoren ĂŒbermittelt, alle die letzte AusfĂŒhrung (ohne Sperrgetriebe). Weiß der Teufel, welcher Zulieferer von Paillard das geleistet hatte. Wenn es Paillard-Bolex selbst war, dann wundere ich mich auch nicht. Wird das ein nĂ€chstes Projekt der Film-Mechanik? Könnte einen Teilhaber mit etwas Kapital brauchen

 

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Geschrieben

Oh. Das klingt ja gar nicht gut. Betrifft das alle RX5, oder erst ab einem bestimmten Baujahr bzw. einer bestimmten Seriennummer?

 

Kann man als Nutzer irgendwas machen? Nicht bis zum Ende aufziehen? Schwierig!

Geschrieben

Das ist wieder so eine Frage. Habe ich die Übersicht ĂŒber alle Exemplare?

Die habe ich nicht.

 

Bin am Vorbereiten der Fertigung neuer Federn, 50 oder 100 StĂŒck. Bin im GesprĂ€ch mit einer Firma, wo man die Enden unter UmstĂ€nden kalt bearbeiten (lassen) kann und etwas andere Öffnungen macht. Wenn das klappt, könnte ich die Vorspannung kleiner halten, so daß sie spĂ€ter bei ErmĂŒdung (der Feder) verstĂ€rkt werden kann. Im Vordergrund steht jedoch einwandfreie QualitĂ€t von einem Ende zum andern. Was nun nach einem halben Jahrhundert ganz deutlich sich zeigt, sind ErmĂŒdungsbrĂŒche, die offenbar gerade dann eintreten, wenn die Federn erst entspannt und dann wieder vorgespannt werden. Bei der jĂŒngsten Version, bei der das Sperrgetriebe Teil des Mechanismus, nicht mehr am Federhaus dran ist, muß man die Feder ganz entspannen, sonst kann man das Werk nicht zerlegen. Bei der frĂŒheren Generation, etwa von 1950 bis 1960 (ĂŒber die Entwicklung dieser Teile fehlt jegliche Dokumentation), bleibt die Feder abgelaufen, aber mit Vorspannung. Der Wechsel zwischen ganz entspannt und vorgespannt scheint nicht gut zu bekommen. Ich gebe diese Erkenntnisse gerne weiter und bleibe auch gerne auf beruflichem Niveau.

 

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Geschrieben

Die nÀchste H 16, aus Frankreich, Baujahr 1960. Kunde schreibt, der Mechanismus wÀre blockiert.

Heute nachmittag Eröffnung und es ist eine Erstöffnung nach 63 Jahren, das Mastix ist glashart, alle Schrauben knacken beim Lösen, der originale Schaumgummi ist im Sucher, und so weiter.

 

Das Werk ist kaum aus dem GehĂ€use, purzelt mir eine Schraube entgegen. Ich traue meinen Augen nicht, es ist eine der Befestigungsschrauben der Kupplungsgabel. Ich kenne sĂ€mtliche Schrauben, Scheiben, Federn, alle Teile der H-Kameras. Sofort sehe ich oben herein nach der Gabel. Sie liegt eingeklemmt zwischen der Kupplungsgruppe und der Welle mit den Kurven fĂŒr Sperrrad und Gabel, ihr Halteklotz um 90 Grad abgelegt. Das darf doch nicht  . . .

 

Es ist wahr und Tatsache. Ich befreie die Gabelgruppe mit einem Schraubendreher als Hebel, ergreife den Halteklotz mit der Pinzette und drehe die beiden Schrauben ein. Stelle die Gabel frei um die Aufzugwelle herum, schraube den verchromten Hebel an und kann problemlos schalten (MOT - 0). Die Kupplungsgruppe jedoch lĂ€ĂŸt sich nicht bewegen. Da ist etwas beschĂ€digt, kein Wunder.

 

Die Kamera ist mit nicht befestigter Gabel verkauft worden. Der ursprĂŒngliche EigentĂŒmer hat vermutlich bald eine Blockade erfahren und die H 16 Reflex weggelegt. Nun möchte der Sohn oder der Enkel filmen und es geht nicht.

 

Eine der Halteschrauben in der rechten Platine bekomme ich im Moment nicht weg, sie ist eingerostet. Trotzdem kann ich feststellen, daß fĂŒr heutige 6400 Franken (wenn ein Switar 25 dabei war) eine nicht funktionierende Filmkamera ĂŒber einen Ladentisch gegangen war. Unglaublich!

  • Surprised 1
Geschrieben

GlĂŒck im UnglĂŒck fĂŒr den Kunden: Die Kamera ist praktisch nie gelaufen, es gibt keine Abnutzung im Getriebe. Alle ZahnrĂ€der sind wie neu. Ich erwarte deshalb, daß das GerĂ€t nach Abschluß der Überholung wie ein 1960 frisch montiertes funktioniert, das wird eine einmalige Erfahrung sein. Sonst gibt man mir meist ziemlich ĂŒbel zugerichtete Exemplare.

  • 3 Wochen spĂ€ter...
Geschrieben
Am 15.11.2023 um 11:00 schrieb Film-Mechaniker:

Nun kommt die dritte hinein, wer weiß, ob die hĂ€lt.

 

Bis heute hÀlt sie, Kunde hat sich gestern gemeldet.

 

 

Am 17.11.2023 um 17:57 schrieb Film-Mechaniker:

Die Kamera ist praktisch nie gelaufen, es gibt keine Abnutzung im Getriebe. Alle ZahnrÀder sind wie neu.

 

Abnutzung der ZĂ€hne ist schon keine vorhanden, doch das Federhaus hat gelitten. Das sehe ich erst jetzt, da alles montiert ist. Wie ihr euch vielleicht erinnert (ist zwar viel verlangt), sind die FederbĂŒchsen einiger Kameras auf dem Ă€ußeren Zylindermantel gefĂŒhrt, Eumig C 3, Zeiss-Ikon Movikon 8 quer, Heurtier. Anders bei Paillard, da ist das Federhaus, das sind zwei mehr oder weniger runde, aufeinander gestĂŒlpte und mit drei SchrĂ€ubchen gesicherte Blechschalen, vom Federkern gefĂŒhrt. Die starken KrĂ€fte zwischen der außermittigen ZĂ€hnung und dem Getriebe werden ĂŒber die 9-mm-Sitze abgeleitet. Der Federkern sitzt mit Rundsitzen fest zwischen den beiden Platinen, rechts mit Vierkant in einem an die Platine geschraubten 2-mm-Blech mit Innenvierkant drehfest. Zwischen Federkern und BĂŒchse liegen je nach Fertigung (Zulieferer?) dĂŒnne Axialscheiben. Schmierung mit Graphit von innen

 

Nun ist die Deckschale des Federhauses, nach meiner heutigen EinschĂ€tzung zu schwach fĂŒr die EnergiestĂ¶ĂŸe, welche am Sperrgetriebe auftreten. In der Explosionszeichnung weiter oben sind die erste und die zweite Version des Federmotors zu sehen. Bei der Ă€lteren mit der halben Anzahl Umdrehungen liegt das Sternrad besser auf der Deckschale als bei der jĂŒngeren. Es muß ein wenig Spiel da sein, damit das gut dreht, allzuviel ist aber ungesund, wie es heißt. Mit 64 B./s bis Halt am Sperrgetriebe der Feder laufen lassen, geht ins Tuch: Abnutzung an den Öffnungen fĂŒr den Federkern, Stellen, die ich bisher nie nachgesehen habe. So fĂ€ngt das Federhaus an zu taumeln und in der Folge laufen die ZĂ€hnung und das linke Rad der Kupplungsgruppe axial auseinander. Bei der Kamera, die ich eben fertigstelle, greifen die ZĂ€hne ein Mal je Umdrehung der FederbĂŒchse nur noch auf knapp halber Zahnbreite ineinander. Sch . . . ande

  • Like 1
  • 2 Monate spĂ€ter...
Geschrieben

Drama um die Kamera herum

 

wĂ€re noch ein Unterkapitel, das ich eröffnen könnte, jedoch hier auch gleich wieder schließe.

 

Was ist passiert? Jemand hat mir einen Koffer mit einer H 16 Reflex und einem halben Dutzend Objektive zugestellt. SelbstverstĂ€ndlich google ich ĂŒber die Menschen nach, die mich kontaktieren, erst recht, wenn wie in diesem Fall WhatsApp-Mitteilungen und E-Mails von zwei Typen eingehen, von denen jeder sich auf den anderen bezieht, ziemlich casually, um am 2. Februar zu sagen, man wisse, daß die Kamera angekommen wĂ€re, worauf ich mitteile, daß nicht, wonach am 3. geantwortet wird, ah, das erscheint mir seltsam, man hat doch nicht abgeschickt.

 

Nichts war eingewickelt, die Objektive, die Kamera, eine Blechdose mit Filtern, ein Handgriff, eine Bodenplatte, alles purzelte lose ĂŒbereinander. An der Kamera fehlen Teile, was eine Blockierung des Mechanismus verursachen kann, der Sucher ist der trĂŒbste, den ich je gesehen habe (durchsehen ist praktisch nicht), die Objektive sind alle in ĂŒblem Zustand. Zwei davon sind mit der Kamera nicht benutzbar, ein frĂŒhes Switar 25-1.4 und ein Yvar 15-2.8.

 

Man soll nicht nach Äußerlichkeiten urteilen, aber so mit feinmechanischem und optischem GerĂ€t umgehen, weist auf Grobiane hin. Bolex, weil es Mode ist, damit man prahlen kann wie mit Nike oder Shimano oder Wolfskin oder Pamy. Dramatisches Fehlen von Kultur

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