Zum Inhalt springen

Berliner MGM-Theater am Ku'damm


breathtakingcinemascope

Empfohlene Beiträge

Langsam wird mir klar, dass der "Verriss" des MGM bei seiner Eröffnung nicht nur ästhetische (oder im Zeitgeist liegende) Gründe hatte, sondern einen durchaus handfesten wirtschaftlichen Hintergrund. Dank sei dem SPIEGEL-Archiv für diese Erkenntnis (6/1956):

 

http://www.spiegel.d...d-31587390.html

 

Mal auszugsweise zitiert:

 

( ... ) Ausgelöst durch den harmlosen, aber ungeschickten Brief entlud sich unversehens der Groll, der sich bei den Kinobesitzern wegen einer anderen Aktion der amerikanischen Firma in Deutschland angestaut hatte: Die MGM will - was bisher noch kein anderer Hollywood-Konzern gewagt hat - eine Kette eigener Lichtspieltheater in der Bundesrepublik aufbauen. In Frankfurt am Main, Berlin, Köln und Dortmund hat die Gesellschaft bereits Baugrundstücke angekauft. Die deutschen Kinobesitzer waren empört über die "unfaire ... Handlungsweise der MGM".

 

( ... ) In Europa gilt Deutschland als das wichtigste Absatzgebiet für Hollywoods Produkte, aber gerade hier hat das Publikum in den letzten vier Jahren seine Vorliebe für die gemütvollere Konfektion der deutschen Traumfabriken wiederentdeckt. Die amerikanischen Firmen mühen sich verzweifelt, in den wenigen Uraufführungstheatern der Großstädte Termine für ihre Filme zu ergattern. Oft müssen sie sich damit begnügen, sogar teure Cinemascope-Dramen in den zweitrangigen Kinos der Außenbezirke zu starten.

 

( ... ) Mit Hilfe eigener Theater, deren Propaganda von der Gesellschaft gesteuert wird, könnte MGM den Umsatzschwund wenigstens zum Teil wieder wettmachen. Beim Bau dieser nach amerikanischem Muster projektierten Kinopaläste soll weder bei der architektonischen Gestaltung noch bei der technischen Ausstattung gespart werden. So soll beispielsweise das Kino, das die MGM in Köln einrichten will, 3000 Zuschauer fassen.

 

Angesichts dieser imposanten Pläne sorgte sich das "Film-Echo", das Organ der deutschen Kinobesitzer: "Wenn diese Planungen forciert werden sollten, so würde ... eine ... Theaterkette aufgebaut, die ... eine marktregelnde Funktion' ausüben könnte ..." ( ... ) Versuche des Filmtheaterverbandes, bei der MGM Einzelheiten über die geplanten Kinogründungen zu erfahren, blieben erfolglos. Auf einer Tagung in Düsseldorf, wo Nordrhein-Westfalens Kinobesitzer aufgeregt die MGM-Pläne diskutierten, erklärten deswegen mehrere Theaterinhaber ostentativ, sie hätten ihre Geschäftsverbindungen zur MGM auf Grund der Neubaupläne gelöst.

 

( ... ) Das Fachblatt der Kinobesitzer, das "Film-Echo", spiegelte spaltenlang den Zorn seiner Abonnenten. Horst Axtmann, der Chefredakteur des Blattes, bezeichnete das Kinoprojekt der Hollywood-Gesellschaft als "das deutsche Abenteuer der MGM". Er drohte, man werde dem "Filmlöwen aus Hollywood" schon auf den Zahn fühlen. ( ... ) Das Blatt ließ durchblicken, daß die Kinobesitzer zu der drastischsten Maßnahme entschlossen seien, die jeder Erklärung eines Wirtschaftskrieges vorausgeht: dem Abbruch der geschäftlichen Beziehungen. ( ... )

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Die zweite Bildwand wurde, so betonte es mein Vorführlehrer, wegen Ultra Panavision 70 ausdrücklich flach gehalten. Aussagen im weiteren meines verlässlichen Kopierwerkslehrers zufolge betrug die Grösse ca. 27 x 10 Meter.

Somit wäre die Wirkung aller anderen 70mm-Aufführungen in 2,2 : 1 in diesem Hauses ein sehr bescheidenes Erlebnis gewesen: die Anmutung einer Large-Format-Aufführung der Breite von nur 2,2 : 1 "ging unter", heisst es immer wieder bei unseren Gesprächen.

Anders hingegen Aufführungen von Filmen in CinemaScope und 4-Kanal-Magnetton in 2,55 : 1 - wie beispielsweise bei Titeln wie OPERATION CROSSBOW. Sie wurden hoch gelobt, eben so, wie die 4-Kanal-Magnettonkopie von DAS WAR DER WILDE WESTEN - gegenüber der 70mm-Version, die im CITY angelaufen war.

Negative Reviews erhielt ausserdem die EA der Kopie von GRAND PRIX im MGM (und kurz danach der Kopie und optischen Wiedergabe von RYANS DAUGHTER im Royal-Palast), der aber toll annonciert wurde. Die Kritik daran ist derart hart, dass es erstaunt. Aus den gleichen Mündern ein einhelliges Bejahen sämtlicher Aufführungsparameter und technischen Güten der BOUNTY-Präsentation. Bis heute habe man in Berlin Derartiges nie wieder geboten bekommen.

 

70 mm-Präsentationen im MGM Berlin (bis auf BOUNTY in Camera 65) waren allgemein eine große Enttäuschung auf Grund des kleinen Bildes. Jeder Cinemascope-Film (ob in 2,55 : 1 oder 2,35 : 1) war bildgewaltiger, auch wegen der fast geraden Bildwand und dass hier sich der Saal, nicht wie in den meisten Lichtspielhäusern üblich, sich zur Bildwand verjüngt, sondern breiter wurde. In Berlin kann ich mich in den 1960er Jahren an kein weiteres Kino erinnern (kenne aber auch nicht alle), dass diese Architektur hatte. Ich sah u.a. dort auch DAS WAR DER WILDE WESTEN in CS und 4 Kanal Magton. Zwischen den Jahren 1965 bis 1968 habe ich die Kollegen Filmeinleger dort ein paar Mal besucht, was immer ein Problem darstellte, da der Theaterleiter dies nicht gerne sah. Die normale Besetzung des Vorführraums bestand damals noch aus 2 Personen. Zu dieser Zeit waren dort zwei DP 70 und eine FP 5 installiert, auf letzterer lief immer das Vorprogramm, da diese auch über ein kombinierte Normal-/CS-Optik verfügte, und nur durch Drehen einer integrierten Linse zwischen Normal- und CS-Bild oder umgekehrt in der Geschwindigkeit der Kaschierung die Bildbreite verändert werden konnte. Im Vorprogramm liefen oft CS-Filme von Tom & Jerry. Die Tonanlage war für 6 Kanal ausgelegt.

 

Mit ERDBEBEN und MIDWAY liefen dort auch Sensurround-Filme in 70 mm. Die Soobwofer waren links und rechts von den äußeren Sitzreihen aufgebaut, so dass diese Plätze nicht für den Kartenverkauf zu Verfügung standen. Habe selbst beide Filme dort gesehen. Der Ton war beeindruckend, nur das kleine 70 mm-Bild passte nicht dazu.

 

Eigentlich waren die beiden 70 mm-Cinerama-Filme GRAND PRIX und EISSTATION ZEBRA für den Royalpalast vorgesehen, aber durch den Erfolg von DR. SCHIWAGO (sicherlich auch durch den Verleih MGM durch die lange Anmietungszeit des Royal hochgepuscht) kamen diese nun in enttäuschender Bildpräsentation im MGM-Theater zur Uraufführung.

 

Zum Schluss noch eine kurze Anekdote: MGM hatte ja eine zeitlang auch die Vorführrechte an Disney-Filmen. Zudem waren die Standard-Anfangszeiten in der Berliner Kinoszene bei normallangen Filmen 15:30, 18:00 und 20:30 Uhr. Hier wurde nun ein Disney-Zeichentrick-Spezial von Donald-Duck-Filmen gezeigt. Da diese ja in der Regel nur aus vier verhältnismässig kurzen Akten bestanden, nutzte man die Kürze des Hauptprogramms nicht damit aus, zusätzliche Anfangszeiten einzufügen, nein, nach den ersten beiden Akten wurde das Programm mit einer halbstündigen Pause unterbrochen und die Besucher durften die Zeit am Kinobüfett verbringen und somit dem MGM-Theater weitere Einnahmen bescheren.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine Anschlussfrage: lief MIDWAY tatsächlich im 70mm-Format?

Bislang dachte ich immer, dass ERDBEBEN der einzige Sensurround-Film mit 70mm-Kopien war.

 

ERDBEBEN war der einzige SENSURROUND Film, der mit 70mm Kopien gestartet ist. 70mm Kopien aber auch nur in Europa, in den USA gab es "nur" 35mm Kopien von ERDBEBEN.

 

MIDWAY nur in 35mm Kopien.

 

("Zoot Suit", der letzte Film in "Sensurround Plus", wurde auch in 70mm Kopien vermietet. Kam nie nach Deutschland und wird eigentlich nicht zu den "echten" Sensurround Filmen gezählt.)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

EARTHQUAKE war regulär auch auf 35mm-Technicolor-Kopien verfügbar. Die deutschen Schlüsselstädte zeigten auch 35mm - 4-Kanal-Magnettonkopien. Mein Lehrmeister W. Moegelin, einst im MGM Berlin aber später auch im FORUM am Kaiser-Wilhelm-Platz tätig, berichtet davon, die Kunden wären mit der 35mm - 4-Kanal-Magnettonkopie im FORUM deutlich zufriedener als im MGM gewesen (Ähnliches ist bei JESUS CHRIST SUPERSTAR u.a. 70mm.-Verleihtiteln dieser Zeit konstatierbar). Da der Zustand des MGM in den letzten Jahren stets als "heruntergekommen" beschrieben wurde, ist das nachvollziehbar.

 

EARTHQUAKE lief auf 70mm nicht nur in Europa, sondern wurde auch nach Japan verliehen.

 

earthquake.jpg

 

Kleine Korrektur zur Annahme von @preston sturges, die erste Bildwand des MGM habe von Wand zu Wand gereicht: das war nicht der Fall, auch nicht mit der zweiten "Rieseneinwand" ab 1962 bei etwa 27 Metern Breite.

 

Zumindest die 35mm-Maschine der 1960er Jahre war eine gekapselte Philips der bekannten Getriebebauweise.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Darf ich mal fragen , warum ein 22 x 10 m großes 70mm Bild enttäuschend wirkte bw. ein bescheidenes Erlebnis darstellte?

 

Nach meiner Erfahrung ist es doch so, dass man bei einem bestimmten relativen Abstand (sagen wir mal 1 Bildbeite und etwas drunter bei 70 mm), ohnehin die Leinwand mehr oder weniger das ganze Blickfeld füllt.

 

Dazu kommt noch, dass eine absolute Größe von 22x10 auch damals am oberen Ende der Größenskala anzusiedeln war, daher verwundert mich diese Kritik. Oder hat sich sonst noch etwas geändert beim Wechsel von Scope/UP auf 70 mm flat? Als einzigen Kritikpunkt mag man vermutlich anführen, dass die Leinwand beim Betreten des Kinos nicht so imposant aussieht aber das kann man doch durch entsprechende Sitzplatzwahl leicht wieder vergessen machen sobald der Film losgeht.

 

Dazu kommt ja noch die Tatsache, dass 70mm deutlich heller gewesen wäre als die breiteren Formate, was ja eigentlich sogar in Bezug auf diesen Parameter einen besseren Bildeindruck bewirken sollte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Darf ich mal fragen , warum ein 22 x 10 m großes 70mm Bild enttäuschend wirkte bw. ein bescheidenes Erlebnis darstellte?

 

Nach meiner Erfahrung ist es doch so, dass man bei einem bestimmten relativen Abstand (sagen wir mal 1 Bildbeite und etwas drunter bei 70 mm), ohnehin die Leinwand mehr oder weniger das ganze Blickfeld füllt.

 

Dazu kommt noch, dass eine absolute Größe von 22x10 auch damals am oberen Ende der Größenskala anzusiedeln war, daher verwundert mich diese Kritik. Oder hat sich sonst noch etwas geändert beim Wechsel von Scope/UP auf 70 mm flat? Als einzigen Kritikpunkt mag man vermutlich anführen, dass die Leinwand beim Betreten des Kinos nicht so imposant aussieht aber das kann man doch durch entsprechende Sitzplatzwahl leicht wieder vergessen machen sobald der Film losgeht.

 

Dazu kommt ja noch die Tatsache, dass 70mm deutlich heller gewesen wäre als die breiteren Formate, was ja eigentlich sogar in Bezug auf diesen Parameter einen besseren Bildeindruck bewirken sollte.

 

Im Grunde wären den Ausführungen von @Ultra Panavision 70 zum Eindruck eines 22 x 10 großem 70mm Bild nichts hinzuzufügen, wenn ich nicht die Erfahrung gemacht hätte, dass dies beim MGM Berlin anders war. Während meiner Kontaktzeit zu dem dortigen technischem Personal zwischen 1965 und 1968 kann ich mich an keinen dort gelaufenen 70mm-Film erinnern, so dass wir darüber gesprochen hätten. Die von mir erfassten Eindrücke bei 70mm beziehen sich auf die Zeit danach. Wenn man im Hochparkett in den vorderen Reihen saß (waren von der Preiskategorie die besten Plätze), wirkte das 70mm-Bild im Verhältnis zur Wandgröße klein und ich glaube, so meine Erinnerungen, dass es nicht die Ausmaße von 22 x 10 Metern hatte. In Erinnerung habe ich auch einige Vorstellungen in CS 2,55 : 1 sowie 2,35 : 1, aus den sechziger Jahren, bei denen das Bild wesentlich größer wirkte. Zu erklären wäre das kleine 70mm-Bild vielleicht auch mit der Umstellung von ehemals Becklicht auf Xenon. Hier habe ich in der damaligen Zeit bei vielen Berliner Kinos, die diesen Weg beschritten haben, nicht gerade eine Wende zum Positiven bemerkt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Im Grunde wären den Ausführungen von @Ultra Panavision 70 zum Eindruck eines 22 x 10 großem 70mm Bild nichts hinzuzufügen, wenn ich nicht die Erfahrung gemacht hätte, dass dies beim MGM Berlin anders war. Während meiner Kontaktzeit zu dem dortigen technischem Personal zwischen 1965 und 1968 kann ich mich an keinen dort gelaufenen 70mm-Film erinnern, so dass wir darüber gesprochen hätten. Die von mir erfassten Eindrücke bei 70mm beziehen sich auf die Zeit danach. Wenn man im Hochparkett in den vorderen Reihen saß (waren von der Preiskategorie die besten Plätze), wirkte das 70mm-Bild im Verhältnis zur Wandgröße klein und ich glaube, so meine Erinnerungen, dass es nicht die Ausmaße von 22 x 10 Metern hatte. In Erinnerung habe ich auch einige Vorstellungen in CS 2,55 : 1 sowie 2,35 : 1, aus den sechziger Jahren, bei denen das Bild wesentlich größer wirkte. Zu erklären wäre das kleine 70mm-Bild vielleicht auch mit der Umstellung von ehemals Becklicht auf Xenon. Hier habe ich in der damaligen Zeit bei vielen Berliner Kinos, die diesen Weg beschritten haben, nicht gerade eine Wende zum Positiven bemerkt.

 

Das klingt wirklich rätselhaft, man wird wahrscheinlich auch nicht mehr rausfinden warum dieser Eindruck entstand.

 

Schade auch, dass es von den doch bis Mitte der Sechziger produzierten UP70-Filmen scheinbar keine Kontaktkopien mehr gezogen wurden sondern nur vorverzerrte Kopien für Cinerama-Leinwände. ich hatte das Thema vor einiger Zeit in einem anderen Forum angeschnitten und dabei schien es, dass die für Cinerama vermarkteten Filme in diesem Format alle die typische Vorverzerrung hatten um auf Cineramaleinwänden eine akzeptable Bildgeometrie zu erreichen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das klingt wirklich rätselhaft, man wird wahrscheinlich auch nicht mehr rausfinden warum dieser Eindruck entstand.

 

Schade auch, dass es von den doch bis Mitte der Sechziger produzierten UP70-Filmen scheinbar keine Kontaktkopien mehr gezogen wurden sondern nur vorverzerrte Kopien für Cinerama-Leinwände. ich hatte das Thema vor einiger Zeit in einem anderen Forum angeschnitten und dabei schien es, dass die für Cinerama vermarkteten Filme in diesem Format alle die typische Vorverzerrung hatten um auf Cineramaleinwänden eine akzeptable Bildgeometrie zu erreichen.

 

Mir ist zu Ohren gekommen dass die neue Kopie von IAMMMMW die Verzerrung über die gesamte Bildfläche hat. Gesehen habe ich sie leider bislang noch nicht und kann dies somit nicht bestätigen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

IT'S A MAD (4x) WORLD lief vor einigen Jahren in Bradford ohne Anamorphot auf Cinerama-Lamellenleinwand. Trotz neuer Kopie in mehrfacher Hinsicht gräßlich. Vermutlich keine Verzerrungs-Kopie. Kam mir doppelt so lang vor wie CLEOPATRA und nur halb so lustig trotz der vielen Komiker.

Verblüffend sind die Texte in der Gallery zu BEN HUR: Bei MGM-CAMERA 65, dem fast ähnlichen Vorläufer von ULTRA PANAVISION wollten sie gar keine große Durchbiegung der Leinwand. Eigentlich hatte man dieses Verfahren doch extra so entwickelt, daß man CINERAMA damit Konkurrenz machen wollte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Albertk,

 

also, mal ganz unakademisch, sozusagen aus erstem Auge etwas von jemandem, der all diese Entwicklungen im

besten "Halbstarken"-alter von Woche zu Woche bestaunen durfte.

 

Camera 65 und UPV sind nicht nur ähnlich, sondern absolut identisch. Bei den beiden C65 Filmen

waren die Objektive schon, im Auftrag von MGM, von dem gerade aufblühenden Unternehmen

Panavision gefertigt worden. Dies geschah noch in den letzten Zügen des auslaufenden "Studiosystems"

in Hollywood, wo die Majors noch eigene Kameradepartments hatten.

Robert Gottschalk hatte dies früh erkannt und entschloss sich deshalb von der anfänglich

ausschließlichen Projektions (anamorphoten) Objektivherstellung dem freiwerdenden Kamerasektor

zu widmen. Anfänglich nur mit Anamorphotischen Systemen, später auch Kameras und shärische

Linsen.

Ultra Panavision war also optisch gesehen die Weitführung von C 65 mit eigen Kameras.

 

Natürlich waren auch diese beiden (eine) System im Zuge der Breitwandhysterie durch

TV einerseits und Cinerama anderseits initiiert worden.

Aber, es ging nur darum, noch breiter zu werden und nicht den Cineramacircle zu imitieren.

Denn man wollte nicht die Distributionseinschränkungen, und damit die weltweite

Auswertungsbegrenzung in Kauf nehmen, die die 3 Streifen Vorführung mit sich brachte.

Erst für IAMMMMW suchte Cinerama, nach den zweifelhaften Ergebnissen der beiden

3 Streifen Spielfilme (HTWWW und Grimm) nach einer 1-Streifen Lösung auch für die

Präsentation auf Ihren tiefgekrümmten Wänden. Aufnahmeseitig hatten sie ja

schon 1-Streifen (65mm) Erfahrung bei einigen Sequenzen für HTWWW gemacht.

Und so wurden erstmalig für die Cinerama Produktion von IAMMMMW für die

Vorführung auf den klassischen Cinerama Wänden seitlich verzerrte (gestauchte)

Kopien zum Ausgleich der, bei der nur mittigen Projektion auf die eingekurvten

Seiten der Leinwand, entstehenden Dehnung des Bildes hergestellt. Aufnahmeseitig

war es linear anamorphotisches Ultra Panavision, so standen Kontaktkopien für

die mittlerweile weltweit installierten 70mm Theater zur Verfügung. In welchem

Seitenverhältnis die reinen UP Kopien vorgeführt wurden war leider großzugig

je nach baulichen Verhältnissen variiert worden.

Außerdem, mit der Einführung des einstreifigen Cineramas mit anamorphotischer

Seitenkorrektur, funktionierten die Sreifenwände nicht mehr. Sobald der Betrachter

die Projektionsachse verließ und seitlich saß, projezierte im Bereich der Seitenteile

der gekrümmten Wand jeder einzelne Streifen seinen Schatten auf auf den nächsten

Streifen. Also waren ab diesem Zeitpunkt durchgebogene CINERAMA Wände

durchgehende Flächen.

Klaus

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Außerdem, mit der Einführung des einstreifigen Cineramas mit anamorphotischer

Seitenkorrektur, funktionierten die Sreifenwände nicht mehr. Sobald der Betrachter

die Projektionsachse verließ und seitlich saß, projezierte im Bereich der Seitenteile

der gekrümmten Wand jeder einzelne Streifen seinen Schatten auf auf den nächsten

Streifen. Also waren ab diesem Zeitpunkt durchgebogene CINERAMA Wände

durchgehende Flächen.

 

Klaus

 

 

Wüsstest Du zu sagen, ob es hier eine "scharfe" Trennung gab? So ist die Frage, wie lange etwa der "Europa Palast" in Essen, eines der jüngsten 3-Streifen-Cinerama-Theater, das neben Aufführungen von HOW THE WEST WAS WON bereits in die EAs der 1-Streifen-Cinerama-Filme fiel, die Streifenbildwand jahrelang weiterbenutzte?

Es würde ja nach Deinen Worten bedeuten, dass mit Aufführung einer 1-Streifen-Cinerama-Kopie zeitgleich die Bildwand getauscht wurde und nur die Krümmung (analog zum vorhanden Rahmen) beibehalten wurde. Das war irgendwann auch der Fall, sowohl beim "Europa" Essen als auch im "Gaumont Cinerama" Palace in Paris-

Galt es nicht vielmehr, unter den gegebenen Bedingungen der Cinerama-Häuser, eine 70mm-Aufführung akzeptabel zu machen - und erst im zweiten Schritt die 3-Streifen-Produktion/Projektion aufzugeben und dabei auch neue Kinos (70mm Cinerama mit nur 120 Grad Krümmung, siehe Royal-Palast Berlin - auch "M.C.S. Kino" genannt) zu bauen?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kurze Einblendung eines Bildes (Entschuldigung für die randständige Qualität), auf dem man aus der Vogelperspektive sieht, wie riesig breit der Bühnenraum war, und dass sich der Saal ähnlich dem späteren Royal-Palast nach vorne verbreiterte.

Gab es später noch solche Kino-Säle?

post-75198-0-55486500-1323296994_thumb.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gibt es tatsächlich nicht einmal ein Photo von der auch für damalige Verhältnisse sehr breiten Leinwand auf der Meuterei auf der Bounty lief?

 

Schöne Ansicht von oben, ist bekannt wie breit der Zuschauerraum vorne und hinten war? Das so ausgerichtete Tortendesign könnte interessant sein wenn die Leinwand einen gewissen Gain hat, da damit alle Besucher in den Genuss der erhöhten Helligkeit so einer Leinwand kommen. Und wenn die Leinwand so groß ist, dass die ganze Front des Zuschauerraumes aus Leinwand besteht dominiert Sie den Raum auch noch mehr, was auch ein erwünschter Effekt wäre.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

In dem Berliner Kinobuch von Sylvaine Hänsel und Angelika Schmitter ("Kinoarchitektur in Berlin 1895-1995. Berlin 1995) ist ein etwas klein abgebildeter Grundriß, den ich hier selbstverständlich nicht reinsetzen kann. Nach den Sitzreihenbreiten und Abständen ergibt sich, daß dort auf der Zeichnung die Leinwand tatsächlich rund 22m breit war, der Saal aber an der breitesten Stelle im Parkett mehr als 34m maß! Kurz: Hier handelt es sich nicht um einen Saal wie der Berliner Royal-Palast, der auch nach vorne breiter wurde, aber bei dem die Leinwand die volle Breite einnahme. Folglich gab es im Parkett viele schlechte Seitenplätze. Man müßte Zeitungsrcherche betreiben und Zeitzeugen befragen, ob es hier spätere Umbauten mit größeren Leinwänden gab?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der Grundriss ist ja nicht Eigentum der Hg. der besagten Monographie, sondern des Bauamtes Charlottenburg/Wilmersdorf. Warum sollte man ihn nicht darstellen?

Der Saal wird schon nach vorne deutlich breiter. Der auf S. 56 bei Hänsel verkleinert abgedruckte Grundriss zeigt aber eine leicht gebogene (35mm-Scope?)-Bildwand.

Der Einbau der "neuen Riesenleinwand" für die BOUNTY in 1962 produzierte demnach mehr Bildfläche, diese Bildwand war aber völlig flach. Bei einer Höhe von immer wieder bezeugten 10 Metern wäre die BOUNTY (und auch BEN HUR in WA) formatgerecht m.E. nicht auf 22 Metern gelaufen. 27 Meter vielleicht?

Aber können hierzu nicht mehr Zeitzeugen hilfreich unser Lernen unterstützen?

Es sind doch sicher ein paar Millionen gewesen, die dieses Kino einst aufsuchten. Um so bedrückender, dass sich so wenige zum Thema melden. :|

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

war in der Zeit von 1969 bis 1971 in Berlin, sah dort im "MGM" die Filme "Agenten sterben einsam" und "Eisstation Zebra".

Beide liefen in 70mm, weshalb ich überhaupt in dieses Kino gegangen war.

Die Leinwandgröße habe ich nicht in besonders bemerkenswerter Größe in Erinnerung, es gab bessere Filmtheater wie z.B. "City" und "Royal", kann mich nur noch daran erinnern, dass unterhalb der Leinwand Dia-Einblendungen stattfanden wie z.B. "Demnächst in diesem Theater", diese Form der Eigenwerbung war mir damals neu.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Danke für die Erinnerung - werde nochmal nach den passenden Annoncen schauen, die in einem Ordner abgeheftet sind.

 

Jedoch - und zum 50. Jahrestag der Deutschlandpremiere - sei erinnert an eines der grossartigsten Roadshow-Wunder aller Zeiten: Samuel Bronstons KING OF KINGS - "König der Könige".

(Meine frühere Chefin im Cinema P., Frau Br., deren Vater auch im MGM-Theater tätig war, wies uns immer an, nach dem Vorbild der sagenhaften Wirkung der seinerzeitigen Ouvertüren Rózsas in KÖNIG DER KÖNIGE, wie man sie im MGM-Kino erlebt hatte, wenigstens eine kleine Scheibe für die heutige Wirklichkeit abzuschneiden.)

 

Der Rausch an Farben, brausendem Orchestergetöse und Bildtiefe wird wohl nie wieder übertroffen werden. Im Titel steht ja auch "in 70mm Technirama" und nicht in DCP-70, wie man es uns mittlerweile andrehen möchte.

post-75198-0-91865300-1324781705_thumb.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 6 Monate später...

Das MGM war ein sehr schönes Kino gewesen.

Ich habe damals bei Mosaik Film in Berlin Lankwitz gelernt und hatte dadurch das große Glück, massig Freikarten zu bekommen, da das Büro von MGM bei uns im Hause war.

Beeindruckend im neuen Tonverfahren war wirklich der Film Erdbeben. Ich glaube ich hatte in der ersten Reihe gesessen, alles voll genossen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 9 Monate später...

Das Forum-Mitglied Klaus Peter Weber machte mich auf das "Filmvorführerforum" aufmerksam. Ich bin hell auf begeistert über die vielen Infos.

für seine Seite habe ich Bilder zu Verfügung gestellt, die er wohl in Kürze einstellen wird

http://www.allekinos.com/berlin.htm

 

Nun zu mir, iIch habe seit 1959 in zwei kleinen Filmtheatern in Wunsiedel nebenberuflich Filme vorgeführt. 1961 habe ich in der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg meinen Vorführschein erworben, der mit einem einwöchigen Lehrgang verbunden war.

1964 ging ich nach West-Berlin, allerdings in einem anderen Beruf.

In Berlin faszinierten mich die vielen großen Kinos rund um den Ku'damm ungemein. Da ich auch schon damals eine Affinität zu Amerika hatte fragte ich im November 1964 im MGM-Theater nach einem Job als Filmvorführer nach, es war aber keine Stelle frei. Ab Januar 1965 habe ich zunächst im Bio Spandau Filme vorgeführt. Im Februar bekam ich eine Einladung vom MGM Theater für ein Vorstellungsgespräch. Kurzum, von März 1965 bis Oktober 1968 war ich als Vorführer beschäftigt.

 

Meine Faszination der damaligen Kinotechnik drückte sich auch darin aus, dass ich alle technischen Daten deren ich habhaft werden konnte notierte.

So habe ich Daten für alle Projektionsformate, Verstärker, Lampen (Kohle und Xenon). Viele Fotos des Vorführraums, der Außenfassade mit diversen Filmen, Bilder vom Dach des MGM's mit Blick auf den Ku'damm.

 

(Edit by Preston Sturges: @lorbern40 bat mich, eine Tabelle und einige Fotos das MGM Berlin betreffend von ihm in sein Posting einzufügen, was ich hiermit sehr gerne tue. Willkommen im Forum @lorbern40!!)

 

MGM-Daten download-link: http://www.schauburg.de/MGM-Daten.pdf

 

 

 

 

MGM01.JPG

 

MGM02.JPG

 

MGM03.JPG

 

MGM04.JPG

 

MGM05.JPG

 

MGM06.JPG

 

MGM07.JPG

  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo lorbern40,

 

wunderbarer Beitrag - es gibt also noch mehr Überlebende aus der "Goldenen Ära"!

Impressiv auch das Ventarc-Lampenhaus mit der wassergekühlten Kohle.

Wenn Du beizeiten in Berlin einmal weilst, können wir gerne mal einen MGM-"Kultabend" veranstalten, bei dem auch Kinomuseum Berlin e.V. eine Bilderkollektion mitbringt, wo man die historischen Änderungen einmal erinnern könnte.

Aus dem Altbestand des MGM, dass 1977 geschlossen wurde, hatte ich von einem meiner Mentoren technische Untensilien und Geräte übernommen. Ein anderer Mentor war mein erster Lehrmeister im Filmvorführen: er residierte dort im BWR um 1961 zur Zeit der BOUNTY-Premiere, als die neue (aber flache( Riesenleinwand eingebaut wurde.

 

Ganz und gar verzweifelt sind jedoch alle, weil sich noch kein Foto der MGM-Bildwand und des Vorhanges hat auffinden lassen.

"Aber Abwarten ist die Mutter der Porzellankiste"...

 

Viele Grüsse aus Bln-Charlottenburg!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@cinerama ... nicht verzweifeln!! Ein Foto des Vorhanges stelle ich heute Abend stellvertretend für @lorbern40 ein. Sieht beeindruckend aus!!

 

@lorbern40 ... Vielen Dank für Deinen Beitrag und die Bereitschaft, dass Du Deine Bilder (ohne störende © Vermerke) mit uns teilen willst. Das Forum wächst immer mehr durch diese Beiträge zu einem Stück lebendem Kompendium der Kinogeschichte ... spannend!! Bitte vergesse auch nicht das Posten einiger weiterer eigener Beiträge, damit Du auch die Rechte zum Selberposten von Bildern bekommst.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Filmvorführer.de mit Werbung, externen Inhalten und Cookies nutzen

  I accept

Filmvorfuehrer.de, die Forenmitglieder und Partner nutzen eingebettete Skripte und Cookies, um die Seite optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, sowie zur Ausspielung von externen Inhalten (z.B. youtube, Vimeo, Twitter,..) und Anzeigen.

Die Verarbeitungszwecke im Einzelnen sind:

  • Informationen auf einem Gerät speichern und/oder abrufen
  • Datenübermittlung an Partner, auch n Länder ausserhalb der EU (Drittstaatentransfer)
  • Personalisierte Anzeigen und Inhalte, Anzeigen- und Inhaltsmessungen, Erkenntnisse über Zielgruppen und Produktentwicklungen
Durch das Klicken des „Zustimmen“-Buttons stimmen Sie der Verarbeitung der auf Ihrem Gerät bzw. Ihrer Endeinrichtung gespeicherten Daten wie z.B. persönlichen Identifikatoren oder IP-Adressen für diese Verarbeitungszwecke gem. § 25 Abs. 1 TTDSG sowie Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO zu. Darüber hinaus willigen Sie gem. Art. 49 Abs. 1 DSGVO ein, dass auch Anbieter in den USA Ihre Daten verarbeiten. In diesem Fall ist es möglich, dass die übermittelten Daten durch lokale Behörden verarbeitet werden. Weiterführende Details finden Sie in unserer  Datenschutzerklärung, die am Ende jeder Seite verlinkt sind. Die Zustimmung kann jederzeit durch Löschen des entsprechenden Cookies widerrufen werden.