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'Herangehensweise' und Konzept beim Filmen - Was macht Ihr ?


Mich

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Hallo,

 

da ja gerade im Forum über die Herangehensweise beim Schmalfilmer diskutiert wird, dachte ich, es wäre gut, hier ein neues Thema dazu zu eröffnen, da es da ja genug Diskussionsstoff und Bedarf geben wird.

 

Also, was macht ihr ?

 

Erzählt ihr z.B. lieber Geschichten (geplant mit Drehbuch etc.), interpretiert ihr gerne das Dargestellte (subjektive Sichtweise des Filmers) oder macht ihr einfach 'Urlaubsfilme' oder 'Ansichtskarten-Filme' (meine neue erfundenes Wort ;-) )

 

Also ?

 

Mich

 

Alaaf ! (heute ist Altweiberball)

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Hallo Mich!

 

Interessantes Thema! Nun, ich oute mich mal als "Ereignisfilmer", so nenne ich das mal. Sprich, da gibt es kein Drehbuch, da versuche ich schlicht, so gut es geht, besondere Geschehnisse in meinem Leben - so sie es denn verdienen auf Film gebannt zu werden- sozusagen festzuhalten. Sei es mal ein Grillen mit Freunden, ein Gebutstag, Besuch der Eltern, eine Runde über den Flohmarkt oder auch ein Ausflug in die Natur.

Klar, das sind dann in der Regel Filme, die nur für Freunde und Verwandte sehenswert sind. Aber meiner Ansicht nach, war derlei auch das gedachte Hauptanwendungsfeld für die 8mm Kameras. Schöne Erinnerungen schaffen.

 

Um "richtige" Filme zu machen fehlt mir nicht zuletzt einfach auch die Zeit. Zudem habe ich neben S8 noch diverse andere Interessen , - insbesondere meine Diafotografie - die eben auch ihre Zeit beanspruchen. Und letztlich bin ich halt auch kein "Filmemacher" und werde das wohl auch nie werden.

 

Schaue mir heute liebend gern - die letzlich ebenso zustandegekommenen - Filme meines Vaters und Großvaters an. Für mich werde dann ganz besondere Erinnerungen lebendig und ich bin sehr dankbar, diese Filme zu haben. Die Kamera, mit der diese Filme aufgenommen worden sind, habe ich übrigens noch und sie funktioniert noch heute einwandfrei: Eine "Ditmar 8mm" aus dem Jahr 1938. (Der entsprechende Ditmar 8/16mm Projektor hat die Jahrzehne erfreulicherweise ebensogut überstanden.)

 

Gruß,

 

Torsten

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Seit ich Lomokino bzw. Schmalfilm für meine künstlerischen Kurzfilme verwende, bin ich viel ökonomischer geworden. Dazu habe ich mir folgendes System entwickelt: Bei Essayfilmen muss zunächst der Text vorliegen, genauso wie bei Gedichtverfilmungen.

 

Da ich meist zwar den Drehort weiß, mich aber vor Ort inspirieren lassen möchte, habe ich mir eine Methode entwickelt. Ich tippe den Text zunächst am liebsten auf der Schreibmaschine ab (irgendwie bringt mich das auf interessante Ideen) und lasse dabei viel Platz am Rand und zwischen den Zeilen.

 

Ich gliedere dann den Text nach Stimmungen, zuerst grob (Teil 1: Trostlosigkeit, 2. Veränderung, 3. Lösung und Hoffnung) und dann fein, indem ich emotionale Stimmungen zuordne (Gefahr, Liebe, Traurigkeit, Aufbruch, Bewegung) und notiere mit technische Details (Kamerafahrt, Nahaufnahme etc.). Für den richtigen Rhythmus des Textes mache ich Anmerkungen zu den Betonungen und Pausen. Das beeinflusst auch das spätere Filmen.

 

Wenn ich dann mit der Kamera zum Bilderfangen aufbreche, habe ich dieses "Emotionale Drehbuch" immer bei mir, am besten kenne ich es auswändig und weiß vor allem die Stimmungen. Sehe ich dann ein starkes Motiv, was ins Konzept passt, filme ich es, meist mit Stativ, Einbeinstativ oder Schulterstütze.

 

Habe ich alles zusammen, gebe ich die Filme zum Entwickeln, dann Scannen und dann beginnt die Magie: die Montage. Die bereitet am meisten Kopfzerbrechen, macht aber auch Spaß zugleich. Diese Grundmethode war mir bislang immer recht hilfreich, weil sie grob strukturiert aber nicht zuviel Druck aufbaut, das richtige Motiv sofort finden zu müssen. Mit einer gewissen Demut vor der Natur kommen einem dann die richtigen Motive meist ganz von selbst vor die Linse. Filmen wird dabei zur Meditation, Entspannung. Man kann natürlich bzw. muss bei einem Film mit Spielhandlung noch viel genauer planen. Für mich ist es aber die derzeit beste Methode.

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  • 2 weeks later...

Wir haben mal einen Animationsfilm vom Bordesholmer Altar im Schleswiger Dom gedreht.

Dieser Altar besteht aus über 400 Holzfiguren in einzelnen Bildern. Wir haben zu zwei Geschichten den kompletten Ton zuvor auf einem Tascam 246 fertiggestellt und dann sekundengenau die Takes von den aufzunehmenden Figuren festgelegt. Im Ergebnis hatten wir ein traumhaftes Drehverhältnis. Das ist bei 16mm Negativ und den Kosten schon interessant aber auch bei S- 8 oder 8mm Umkehrmaterial. Also Animationsfilme, Trick, Claymotion : Zuerst den Ton. Danach das Bild! Das spart.

Und zu lang werden wegen des Arbeitsaufwandes die Filme meistens eh nicht...

Hajo

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Ich habe bei einem Urlaubsfilm auch einmal ein konzeptionelles Drehbuch geschrieben. Da ich wusste, wie es am Urlaubsort aussieht, ging das ganz komfortabel. Beim drehen konnte ich mich dann auf die Filmerei konzentrieren, da der Film ja bereits durchdacht war. In den Kafffeepausen habe ich dann noch ein paar Details verfeinert, schliesslich ist man ja Gourmet. Das Gute war aber, dass ich auch viele Dinge nicht gefilmt habe. Das entspannt und man kann als Filmer auch den Urlaub geniessen. Ein Urlaub muss ja nicht die chronologische Reihenfolge der Abläufe wiedergeben.

Unterm Strich ist der Film einer meiner Besten geworden. Das liegt unter anderem auch daran, dass es für viele Szenen eine passende Tonkulisse gab.

 

Uwe

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Von Herangehensweise und Konzept ist der zweite Begriff der erste.

 

Konzept ist vielleicht zu Lateinisch. Entwurf, Anlage sagen mehr.

Es braucht einen Augenblick der Ruhe, wenn man etwas anfangen will. Zeit, Raum, Öffnung, so können Einfälle kommen.

 

Für einen Film genügt eine einzige Idee. Diese in einigen Minuten ausrollen zu lassen, macht den Erfolg aus. Ich möchte

das mit der Mechanik der Filmkamera schildern, deren Anlage eine Spiralfeder ist, verbunden mit der Greiferwelle und

der Verschlußwelle, daneben verbunden mit einer Bremse in Form des Fliehkraftreglers und einem Anschlag, um beliebig anzuhalten und auszulösen.

 

Wie das darstellen? Da ist das Herangehen, die Erzähltechnik. Uralt, unverwüstlich ist der Kontrast. Der Erzähler verstellt die Stimme für Rotkäppchen und den Wolf. In der Federwerkmechanik steckt der Kontrast langsam-schnell. Wenn man erst das flinke Greiferlein zeigt, wie leicht es losflitzt, und darauf die viel langsamere Federbüchse, kann im Zuschauer ein Gefühl für die gespeicherte Energie entstehen. Nacheinander Bilder von stets schneller sich drehenden Zahnrädern, so erzählt man mit Film. Spannung erzeugen durch die Folge von Aufnahmen, Spannung auch wieder auflösen mit einer Totalen, eventuell durch eine Abblende.

 

In einem Satz aufschreiben, was man zeigen will, das ist die erste und größte Hürde.

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Vor einigen Stunden, so gegen 16:30 und gestern abend war ich draußen in der Natur unterwegs; ich wollte eigentlich nur ein Stück laufen, hatte aber (natürlich) meine Filmkamera dabei; in diesem Falle eine ACL, da sich darin immer noch einige Meter Aviphot von Sonntag befanden.

 

Ich ging also 'Spontanfilmen' :razz: , das aufnehmen, was man per Zufall gerade sieht: Und das hatte es in sich ! Wunderschöne Motive, wie man sie zu späterer Jahreszeit nicht mehr findet: Kahle Bäume, die von der flachen Sonne 'goldig' leuchteten, die ersten Knospen und die ersten, teils vereinzelten Blüten zeigten sich. Zitronenfalter suchten nach dem ersten Nektar (waren gerade vor ein paar Tagen aus dem Winterversteck gekommen und sobald sie flattern, wollen sie saugen) und auch andere taten so, als sei schon Sommer :razz: . Der Himmel war strahlend dunkelblau, man sah auch schon den Mond. Die Stimmung war großartig, es roch so gehimnisvoll, so schal-süßlich. Ich filmte viel, die Kreativität ließ mich spontan immer neue Motive entdecken. Ich glaube, es ist mir gelungen, diese wunderbare Stimmung einzufangen. Durch den Sucher betrachtet sah es auf jeden Fall so aus !

Ich hatte heute nur eine Optik dabei, ein Kowa 25mm. Und das reichte völlig aus. Ich hatte kein Stativ, filmte aus der Hand.

 

Der Aviphot lief sehr ruhig durch die Kamera. Übrigens, ich kam bei den 200 ASA immer auf Blendenwerte zwischen 8 und 11, selten Richtung 16. Und das ohne Graufilter ! Die 200 ASA kamen mir sehr entgegen. Mit 40 ASA wärs knapp georden !! Ich verstehe eh nicht, warum vielen Leuten die 200 ASA grundsätzlich zu viel sind. Für einen Teil der Aufnahmen mag das zwar stimmen, aber doch nicht überwiegend .

 

Jedenfalls hat das 'Spontanfilmen' heute sehr viel Spaß gemacht ! Also richtiger Schmalfilm war's !

 

Mich

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Sehr schön, Mich. Bei mir ähnlich: Erst habe ich im Garten noch die letzten 8m einer DS8 Rolle durch die Bolex gezogen. Am Nachmittag haben wir dann spontan eine Fahrradtour mit den Kindern durchs Alstertal gemacht, 8km zu Oma und danach wieder zurück. Ich habe ebenfalls (und schon länger angedacht) spontan eine 310xl mit Gaffertape vorn am Rahmen befestigt und einen Drahtauslöser am linken Lenkergriff befestigt. Einen 1988er Moviechrome geladen, Weitwinkelvorsatz aufgeachraubt, die Kamera auf Einzelbild ugestellt und los ging's: ich fuhr hinten und habe etwa alle halbe Sekunde ein Einzelbild gemacht. Gestern Abend wurde gleich entwickelt, heute geschnitten. Da die Kamera nicht mitlenkte, ist die Fahraufnahmen rasant und trotzdem erstaunlich ruhig geworden, so rast die Familie mit gefühlten 300km/h in enger Kolonne durch die Natur um dann im Garten angekommen in Ruhe Kaffee und Kuchen zu geniessen und mit den neuen japanischen Bauklötzen zu spielen... Was natürlich sofort zu mehr spontaner Stopmotionannimation einlud.

 

Es geht auch mal ohne Stativ und mit Simpelkamera! Die Rolle machte uns viel Freude, sie wird zusammen mit den anderen 4-5 kreativ-wilden Spaziergangsmoviechromes noch zusammengeschnitten. Verbinden werde ich sie mit hama TV-Blenden, die passen farblich perfekt zum zartgesättigten, rosablauen Agfafilm.

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Ich befasse mich derzeit sehr viel damit, schon lange gefilmte, geschnitten oder ungeschnitten liegende Filme, zur Vertonung vorzubereiten und diese dann mit einer Tonfassung zu versehen.

 

Durch die PC Mischtechnik, die mir vor Jahren noch nicht zur Verfügung stand, lassen sich sehr komfortabel, Tonkollagen herstellen. Dadurch entstehen in meinen Augen, aus den mir ja bekannten Stummfilmen, ganz neue Seherlebnisse - eigentlich komplett neue Filme.

 

Was ich jetzt filme, landet merkwürdigerweise wieder auf dem Stapel unbearbeitet. Irgendwie verliere ich nachdem eigentlichen filmen, die Lust. Völlig ungeplant gehe ich aber immer seltener ans Werk. Zumindest habe ich ein Thema und ein Ziel (Aussage) im Kopf. Meistens auch eine Inspiration zur Bildgestaltung, durch Bücher oder Vorbildfilme.

 

 

so, dann flieg ich mal weiter....

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