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70 mm - Vorführtermine (In- und Ausland)


cinerama

Empfohlene Beiträge

Nachdem was bisher bekannt ist wird man nur Ben Hur in stärker gefadeter Version erwarten müssen, so denn nicht noch aus dem Nichts eine neue Kopie auftaucht oder gar eine wenig wünschenswerte Flat-Kopie.

 

Daher wird eine solche Filterung wohl keine Thema sein, dagegen sprechen auch die Ausführungen von magentacine, der ja bereits andeutet wie schwierig es ist hier gute Ergebnisse zu erzielen, wie auch von preston sturges, der zu Recht darauf hinweist, dass ein gefadeter Film so oder so Erklärungsbedarf nach sich zieht und einiges dafür spricht ihn so zu zeigen wie er ist.

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Nun ja, es gibt ja noch die in den 1990ern neu gezogene Magnettonkopie von BEN-HUR, die nach Australien ging.

Das wäre aber dann "nur" die aus WA bekannte 1:2,21-Fassung mit seitlichem Bildbeschnitt und leicht verstärktem Korn.

 

diese kopie ist m.e. eine vernünftige auswahl für die berlinale retro ...

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Nun ja, es gibt ja noch die in den 1990ern neu gezogene Magnettonkopie von BEN-HUR, die nach Australien ging.

Das wäre aber dann "nur" die aus WA bekannte 1:2,21-Fassung mit seitlichem Bildbeschnitt und leicht verstärktem Korn.

 

Genau die möchte ich bitte bitte bitte nicht sehen - der Film ist gedreht für eine anamorphe Aufführung und es wäre sehr schade wenn er nicht so gezeigt werden würde.

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Nun ja, es gibt ja noch die in den 1990ern neu gezogene Magnettonkopie von BEN-HUR, die nach Australien ging.

Das wäre aber dann "nur" die aus WA bekannte 1:2,21-Fassung mit seitlichem Bildbeschnitt und leicht verstärktem Korn.

 

diese kopie ist m.e. eine vernünftige auswahl für die berlinale retro ...

Sie möchten anderen ernstlich diese Option anempfehlen? Ich traue meinen Augen nicht...

Wissen Sie überhaupt, was für eine Art Kopie das ist?

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Bis heute ist ja leider noch kein Programm angeboten worden, wann welcher Film an welchem Tag und Uhrzeit läuft. Wenn das laut Internet erst 3 Tage vor der Berlinale veröffentlich wird, macht das für die anzureisenden Besucher keinen Sinn, da eventuell Hotels und Flüge überteuert oder ausgebucht sind.

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Wissen Sie überhaupt, was für eine Art Kopie das ist?

Ohne dass ich mich in den Disput einmischen wollte, gleichwohl aus reiner Neugier: Eine kurze Erklärung für einen Nicht-Aussi zu der fraglichen australischen Kopie?

 

Noch zwei Anschlussfragen: Gesetzt den Glücksfall, es kämen zur Retrospektive auch anamorphische Kopien zum Einsatz, dann müsste im "International", sieht man von der leidigen Projektorenfrage ab, vermutlich doch noch einiges mehr passieren - ich denke unter anderem an solche Subtilitäten wie die Einstellungsmöglichkeiten für den Kasch. Das ist schon alles in Arbeit? Und, wenn die Frage erlaubt ist: Was macht eigentlich die Ausrüstung im zweiten Retrospektive-Kino (erinnere ich richtig: "Cinestar 8")? Da müsste ja nun wohl, anders als im "International", von Grund auf alles neu auf 70mm eingerichtet werden ...

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Wissen Sie überhaupt, was für eine Art Kopie das ist?

Ohne dass ich mich in den Disput einmischen wollte, gleichwohl aus reiner Neugier: Eine kurze Erklärung für einen Nicht-Aussi zu der fraglichen australischen Kopie?

 

Noch zwei Anschlussfragen: Gesetzt den Glücksfall, es kämen zur Retrospektive auch anamorphische Kopien zum Einsatz, dann müsste im "International", sieht man von der leidigen Projektorenfrage ab, vermutlich doch noch einiges mehr passieren - ich denke unter anderem an solche Subtilitäten wie die Einstellungsmöglichkeiten für den Kasch. Das ist schon alles in Arbeit? Und, wenn die Frage erlaubt ist: Was macht eigentlich die Ausrüstung im zweiten Retrospektive-Kino (erinnere ich richtig: "Cinestar 8")? Da müsste ja nun wohl, anders als im "International", von Grund auf alles neu auf 70mm eingerichtet werden ...

Eine Höhenkaschierung wurde m.E. auch in Karlsruhe bei der BOUNTY nicht mehr realisiert, weil auf die kurze Vorbereitungszeit bemessen wohl zu aufwendig (ohne aber hierzu verlässlich aussagen zu können - ist Betreibersache): dort waren jedoch Formattreue und Randschärfe der BOUNTY überraschend gut, wirkungsvoll und sogar der sphärischen Todd-AO-Projektion überlegen (das ist meine persönliche Wahrnehmung, braucht man nicht zu teilen).

Zur CinemaScope-Retrospektive der Berlinale 1993 wurde im Filmpalast Berlin das 2.55 : 1-Format auf die Bildwandfläche von 2.35 : 1 projiziert, ebenfalls mit Streifen am Kopf- und Fußraum des Bildes.

Das "Kino International" verfügt über entsprechende Höhenkaschzüge seit Anbeginn, "CineStar"-Bln m.E. nirgendwo.

 

Zur BEN-HUR-Kopie möchte ich mich nicht weiter äussern. Gäbe es etwas Positives hierzu anzumerken, würde ich bemüht sein, einen solchen Aspekt auch herauszustellen. Vielleicht doch einen: sie ist originalsprachig.

 

Hallo die Herren 70mm Professoren,

weiß jemand mit welcher Technik der Friedrichstadt-Palast zur diesjährigen

Berlinale ausgestattet wird. Etwa auch 70mm?

 

KPW

In einem hoch subventionierten Umfeld gibt es einige 70mm-Anlagen, die lediglich aus Prestigegründen eingebaut wurden, ohne eine Funktion zu besitzen. Dort, wo Zuwendungen effizient gebraucht würden, werden sie nicht selten verweigert.

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Zur BEN-HUR-Kopie möchte ich mich nicht weiter äussern. Gäbe es etwas Positives hierzu anzumerken, würde ich bemüht sein, einen solchen Aspekt auch herauszustellen. Vielleicht doch einen: sie ist originalsprachig.

 

 

... und ohne jegliches farbfading ... das sind schon zwei positive aspekte ...

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Das wollte ich - aus diesem Grunde - noch als weiteren "halben" Pluspunkt hinzusetzen, um es dann doch zu lassen. Eine so unfertige Sache konnte ich nicht bewerben. :wink:

Hoffe, Sie stossen hinzu, sofern in Kürze ein kleiner Kreis hier die anamorphotische dt. BEN-HUR-Kopie der Erstaufführung (weinrot) vervollständigt. Das dann als "letzte Runde" eventuell schon in den nächsten Tagen...

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Das "Kino International" verfügt über entsprechende Höhenkaschzüge seit Anbeginn, "CineStar"-Bln m.E. nirgendwo.

 

Ein sinnvoller Kompromiss wäre es ja evtl. die anamorphen Filme (ich hoffe, dass es noch mehr geben wird, z.B. Khartoum) nur im International zu zeigen, dann braucht man sich um die Kaschs und anamorphen Vorsätze nicht für zwei Kinos kümmern.

 

Zur BEN-HUR-Kopie möchte ich mich nicht weiter äussern. Gäbe es etwas Positives hierzu anzumerken, würde ich bemüht sein, einen solchen Aspekt auch herauszustellen. Vielleicht doch einen: sie ist originalsprachig.

 

Ich hörte viel negatives über diese Kopie, auch was Schärfe und stark wechselnde Einfärbungen angeht, aber alles immer recht unbestimmt, da die Kopie wohl nur in Australien lief ? Gibt es da irgendwo mehr zu lesen darüber ?

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Nicht zu viel bitte im Detail erhoffen, bitte. Einfach das Gesamtpaket geniessen und die avancierteren Ansprüche erst einmal auf die lange Bank schieben, wäre mein Hinweis.

 

Literaturhinweise zum Thema in USA: http://www.widescreenmuseum.com/special/ben-hurdvd3.htm

 

Das ist ja fürchterlich ! Ich hatte das mal vor langer Zeit gesehen, meinte mich aber zu erinnern, dass es eine neue 35mm Kopie betroffen hätte. Wenn ich auch hoffen würde, dass der Film nicht überall so aussieht, wäre mir da doch die bereits vor einigen Jahren besprochenen Osloer Kopie deutlich lieber, da kein Bildbeschnitt und mehr Detail, auch die Farben sollten eben nur in eine andere Richtung kippen - ein solcher Grünstich ist für mich nicht wirklich besser als eine rosa Einfärbung, die Schattendurchzeichnung kann man ja offensichtlich auch als nicht existent bezeichnen.

 

Wenn man solche Scans sieht muss man sich über die Qualität die man bei den meisten Fox-Kopien bekommt sehr freuen.

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Ein Scan aus DOCTOR DOLITTLE, THE SOUND OF MUSIC, AGONY u.a. Fox-Titeln ergäbe leider ähnliche Resultate. Die Bilder sehen aber durch Akkomodation des Auges und helles Xenonlicht auf Bildwand etwas angenehmer aus als auf dem Prüftisch bei Unterlicht oder beim Scannen.

 

Der Fehler ist der immergleiche: Verlust der Fachkräfte in Kopierwerken und keine Erfahrung im Umgang mit Kaltprozeß-Negativen.

 

Aus diesem Grunde bevorzuge ich Altkopien mit Color Fading und authentischem analogen Magnetton. Das war zumindest mal ein Original, alt und vergreist, aber noch immer identifizierbar. So einen BEN-HUR, wie ihn Martin Hart dokumentiert, habe ich aus meiner Kindheit nicht in Erinnerung. Warum, wenn man sich genau erinnert, sollte man also eine solche neue Fassung aus reiner Rücksichtsnahme tolerieren? Und wo endet eigentlich die Toleranzgrenze?

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Interview mit Dr. Rother, Leiter der 70mm-Restrospektive Berlin 2009:

Mit dem 70-mm-Film stehen die bahnbrechende Wirkkraft des Breitfilms und die deutlich verbesserte Filmtonqualität im Mittelpunkt der Retrospektive der 59. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Das 22 Langfilme umfassende Programm in den Kinos International und Cinestar8 wird durch Begleitveranstaltungen ergänzt, in denen sich internationale Gäste näher mit den historischen Auswirkungen und gegenwartsbezogenen Aspekten des Themas beschäftigen. Im Gespräch gibt Rainer Rother, der Leiter der Retrospektive, Auskunft über die Besonderheiten des Formats, die Auswahl der Filme und die inhaltliche Ausrichtung der geplanten Diskussionen.

 

Die thematische Ausrichtung der Retrospektive 2009 wird durch einen technischen Aspekt des Mediums bestimmt. Technik macht Film ja bis zu einem gewissen Grad als Medium aus und setzt auch Rahmenbedingungen und Grenzen für ästhetische Vorhaben. Gleichwohl könnten auf den ersten Blick die ausgewählten Filme unterschiedlicher nicht sein. Bringt das Format dennoch Niederschläge mit sich, die sich trotz unterschiedlicher Produktionskontexte in allen 70-mm-Filmen feststellen lassen?

 

Zunächst sollte man grundlegend festhalten: 70 mm ist ein grandioses Material, was die Bildwirkung und den Toneindruck angeht. Es ist aber, technisch gesehen, für die Produktion zugleich ein relativ aufwendiges Format, unter anderem, weil die Kameras in der Regel sehr viel größer und schwerer sind als bei 35 mm. Und es ist natürlich ein teures Format. 70 mm lässt sich meines Erachtens als Versuch sehen, die brillantestmöglichen Bilder zu bekommen und dadurch unter anderem eine zusätzliche Attraktivität für das Medium Film zu schaffen, auch in der Konkurrenz mit dem Fernsehen, die in den 50er Jahren allmählich fühlbar wird.

 

Musik- und Antikfilme brillieren in Bild und Ton

 

Bedeutet das auch, dass es Gestaltungsformen gibt, die das Format begünstigt, die Kameraarbeit betreffend, die Auswahl der Bildausschnitte, die Montage? Oder sind bestimmte Narrationsformen oder Geschichten in den Filmen besonders präsent?

 

Dadurch, dass es ein teures Produktionsformat ist, sind eigentlich schon bestimmte Entscheidungen getroffen. Bei 70 mm haben wir es im Allgemeinen mit Filmen zu tun – jedenfalls wenn wir von dem westlichen Produktionssegment reden –, die als Blockbuster konzipiert waren. D.h., es wurden für die 70-mm-Produktionen in erster Linie Geschichten verfilmt, von denen man eine Massenwirksamkeit erwartete. Es wurden große Regisseure verpflichtet und – was eigentlich noch entscheidender war – berühmte Stars für die Hauptrollen gewonnen. Fragt man nach den bevorzugten Geschichten oder Genres für diese Blockbuster in spe, stößt man ohne Umschweife auf die Musicals, die eine enorme Rolle in der Produktionslandschaft spielten.

 

 

Mit Blick auf die Sowjetunion sollte man jedoch allgemeiner vom Musikfilm sprechen, da hier statt bunter Musicals Werke wie Tschaikowski entstanden, die ebenfalls die Musik in den Mittelpunkt stellten. Das hängt mit dem 6-Kanal-Magnetton zusammen, welcher ein Klangerlebnis ermöglicht hat, das völlig unvergleichlich war in der damaligen Zeit und auch heutigen Ansprüchen vollständig genügt. Damit stellte der Musikfilm ein ideales Betätigungsfeld für das 70-mm-Format dar.

 

Eine weitere 70-mm-Genreaffinität lässt sich an der vielfachen Produktion von Antik- oder Historienfilmen ablesen, was natürlich mit den Möglichkeiten des Bildes zusammenhängt. Wenn man an die Wagenrennensequenz in Ben Hur denkt, überhaupt an die großartigen Bilder in diesen Antikfilmen, oder auch an El Cid von Anthony Mann, wo es ja um eine Geschichte des christlichen Widerstands in Spanien gegen die Sarazenen ging, dann sind diese riesigen Tableaus, diese Massenszenen natürlich schon ein Selling Point für diese Filme.

 

Wird - überspitzt formuliert - durch diese Bildgewalt die Grenze zum Pathos eher überschritten als das bei anderen Formaten der Fall wäre?

 

Nein, das muss gar nicht so sein. Es gibt ja Filme wie In 80 Tagen um die Welt oder Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, die sicherlich auch spektakuläre Bilder und wunderbare Schauplätze beinhalten und auch mit den Möglichkeiten des Formats spielen, die aber vom Pathos her gar nicht übersteigert sind, sondern eher einen ironischen Grundton haben. Auch Komödien sind in 70 mm möglich gewesen. Das Format bedeutet keine eindeutige Festlegung auf bestimmte Erzählformen, Geschichten oder Genres, so wie es das Cinemascope ja auch nicht getan hat. Der 70-mm-Film legt allerdings unter den Bedingungen der Produktion nahe, dass es sich um besonders erfolgreiche Filme handeln muss, deswegen sind die Flops auch so schmerzhaft. Wenn The Fall of the Roman Empire seine Produktionskosten nicht wieder einspielt, und das hat er nicht getan, dann gefährdet das mitunter tatsächlich das Studio oder führt eben in der Folge auch zu einer Abkehr vom Antikfilm.

 

Welche Auswahlkriterien gab es für die Filme, die nun auf der Berlinale gezeigt werden? War es in erster Linie eine Frage der Zugänglichkeit und Aufführbarkeit?

 

Die Verfügbarkeit von Filmkopien in guter Qualität ist natürlich eine Frage, die bei filmhistorischen Retrospektiven grundsätzlich immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zunächst einmal ging es uns aber darum, mit den 22 Lang- und einigen Kurzfilmen, die wir zeigen, einen Überblick über die 70-mm-Filmproduktion weltweit zu geben und ihre Vielfalt widerzuspiegeln. Es gibt nur selten Gelegenheit, eine größere Auswahl von 70-mm-Filmen einem so breiten Publikum zugänglich zu machen, wie es die Berlinale hat. Vor diesem Hintergrund war es unser Ziel, die wichtigsten Produktionsländer im internationalen Vergleich zu präsentieren, die unterschiedlichen Technologien zu demonstrieren und die Spielbreite an Themen und Genres zu zeigen, die das 65- oder 70-mm-Aufnahmeformat bestimmten.

 

Aber natürlich ist das 70-mm-Kino auch und zuerst ein Überwältigungskino, das in hohem Maße von seiner visuellen und klanglichen Opulenz lebt. Und darum war es uns bei dieser Retrospektive mehr noch als in anderen Jahren wichtig, in puncto Kopienqualität möglichst keine Abstriche zu machen. Das hatte Konsequenzen für die Filmauswahl. Bei unseren umfangreichen Recherchen in Archiven und Studios auf der ganzen Welt mussten wir feststellen, dass von manchen Schlüsselwerken derzeit keine spielbaren 70-mm-Kopien existieren. So wurde zwar zum Beispiel von Otto Premingers Exodus gerade erst eine schöne neue 35-mm-Kopie vorgestellt, aber alle bekannten 70-mm-Kopien kamen wegen ihrer Farbstichigkeit für uns nicht in Frage. Auch der mechanische Zustand ist oft ein Problem: Viele archivierte Kopien würden eine Vorführung möglicherweise nicht mehr unbeschadet überstehen.

 

Von Digitalisaten und der Sorge ums Filmerbe

 

Ist die Themensetzung auch ein Statement für die Materialität von Film in Zeiten, in denen die Digitalisierung voranschreitet und die Kinos mehr oder weniger willentlich dazu getrieben werden, sich darauf einzustellen?

 

Wir beschäftigen uns natürlich wie jedes Archiv weltweit mit den Problemen, die durch die Digitalisierung auf uns zukommen, und wir wissen auch, dass wir uns da positionieren müssen. Es wird eine Zeit geben, in der wir Digitalisate sammeln und nicht mehr Polyesterfilm. Vielleicht werden wir zur Sicherung dann immer noch auf Acetat- oder Polyesterfilm zurückgreifen, aber diese Herausforderung besteht. Wenn wir jetzt eine 70-mm-Retrospektive machen, steht also nicht die Absicht im Vordergrund, zu sagen, Film sei nur das, was auf einem 35- oder 70-mm-Filmstreifen existiert.

 

Dieses Programm ist allerdings durchaus ein Plädoyer dafür, die Pflege historisch bedeutsamer Filmformate nicht zu vernachlässigen, und in dieser Hinsicht sehen wir uns einig mit zahlreichen Kollegen und Institutionen weltweit. Unseres Erachtens ist die Ausgangssituation für diese Retrospektive sehr gut, weil einige Studios in Amerika sich gerade in jüngerer Zeit sehr intensiv um das eigene Filmerbe gekümmert haben und wir deswegen in der glücklichen Lage sind, die Hälfte des Programms in neu restaurierten Fassungen zu zeigen. Das wäre vor fünf Jahren noch gar nicht möglich gewesen, und das trug natürlich dazu bei, dass wir uns jetzt diesem Thema gewidmet haben.

 

Die Retrospektive 2009 trägt auch „Bigger than Life“ im Titel. Hat das neue Format historisch betrachtet die Frage der Repräsentierbarkeit von Wirklichkeit noch einmal neu aufgeworfen oder werden die Bilder eher fantastisch überhöht?

 

„Bigger than Life“ ist ja normalerweise ein Ausspruch, der für das Kino allgemein gilt, wenn es bestimmte Erzählformen bedient. Außerdem gibt es natürlich das gleichnamige Melodram von Nicholas Ray. Wir haben versucht, den Titel ein bisschen ironisch einzusetzen in Anspielung auf den überwältigenden Bildeindruck, den die Einrichtung der 70-mm-Kinos für das damalige Publikum mit sich brachte. Heute kennen wir ähnlich überwältigende Bildeindrücke als Normalität in den Multiplexen oder etwa im IMAX, aber dieses Riesenbild mit dieser brillanten Auflösung, das wirkte damals im Vergleich zum 35-mm-Film als ein richtiger Qualitätssprung. Und insofern wirkte es plastischer und damit fast natürlicher als das wirkliche Leben, darauf spielen wir ein bisschen an.

 

Die Filmwelt war von Beginn an mit wirtschaftlichen Sphären eng verflochten. Inwiefern waren neben der Einführung auch für den späteren Niedergang des 70-mm-Formats ökonomische Kriterien ausschlaggebend?

 

Eigentlich könnte man argumentieren, dass die 70-mm-Filmproduktion in dem Moment nachgelassen hat, als das 35-mm-Negativmaterial besser wurde. Dadurch, dass also der Qualitätsvorteil von 70 mm zu 35 mm nicht mehr so eklatant war, fallen die Entscheidungen für bildgewaltige Filme zunehmend zugunsten des billigeren 35-mm-Materials. Zugleich hat das aber in der Distribution – jedenfalls in den 70er und 80er Jahren – nicht dazu geführt, dass 70 mm nicht mehr gezeigt wurde. So hat man Blow-ups von 35-mm-Negativen hergestellt und in sogenannten Road-Shows die 70-mm-Kinos bespielt, und zwar mit großem Erfolg, wie man an Filmen wie dem ersten Indiana Jones oder Die Hard sehen konnte.

 

Fokus auf Technik und Ästhetik

 

Werden solche ökonomischen Dimensionen in den Diskussionsveranstaltungen während der Retrospektive aufgegriffen?

 

Ökonomische Erwägungen spielen im Kino immer eine zentrale Rolle, und das gilt für 70 mm angesichts der enormen wirtschaftlichen Tragweite jeder Entscheidung sicher in noch viel stärkerem Maße als für 35 mm. Insofern werden diese Fragen sicher auch in den Diskussionen bei uns von Bedeutung sein. Wir werden uns in unserem Begleitprogramm dennoch eher auf die technischen und ästhetischen Aspekte konzentrieren und reflektieren auf diese Weise auch den Stand der filmhistorischen Forschung, in der die ökonomischen Fragen nicht im Vordergrund stehen. Überdies rücken wir damit jene Unterschiede zwischen den Formaten in den Fokus, die wir auch tatsächlich im Kino sichtbar machen können.

 

Und wie wird der Fokus entsprechend in den Veranstaltungen gesetzt? Sind Gäste zu einzelnen Filmen geladen oder eher Filmgeschichts- und Technik-Experten?

 

Wir planen Gespräche mit Kameraleuten und anderen Filmschaffenden, die mit 70 mm gearbeitet haben, um aus ihrer Sicht zu erfahren, worin die spezifischen Besonderheiten oder auch Schwierigkeiten mit der Technik liegen. Wir werden sicher auch ein Panel zu verschiedenen Aspekten des heutigen Umgangs mit 70-mm-Filmen veranstalten, auf dem neben der Restaurierung die Präsentationsformen und möglicherweise die Distribution thematisiert werden. Wir hoffen darauf, dass einige Regisseure oder sonst an der Produktion Beteiligte ihre Filme bei uns vorstellen werden. Und natürlich laden wir wie immer die Kollegen aus den Archiven und den Studios ein, die uns unterstützt haben.

 

Auch heute wird ja 70-mm-Material noch in der Filmproduktion verwendet, hauptsächlich für Spezialeffekt-Aufnahmen bzw. für IMAX-Produktionen. Gab es in der Planungsphase der Retrospektive auch Erwägungen, diese Dimension in das Programm einfließen zu lassen?

 

Wir haben kurz daran gedacht, das miteinzubeziehen, man bekommt dann aber große Probleme in der Auswahl, da einfach sehr viele Filme gerade bei den Spezialeffekten auch mit 70-mm-Material gearbeitet haben. Deswegen haben wir uns früh entschieden, nur Filme zu zeigen, die sowohl auf 65 oder 70 mm gedreht als auch als 70-mm-Kopien in die Kinos gekommen sind. Wir werden aber versuchen, diese aktuellen Tendenzen im Begleitprogramm zu berücksichtigen.

 

Aus: http://www.berlinale.de/de/das_festival..._2009.html

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Zunächst bleibt bezüglich des Interviews mit Rainer Rother zu bemerken, dass aus dem Medienmuseum Berlin ganz neue Töne mit Klassenunterschied (im Gegensatz zu früher) kommen und auch Taten bewirken, welche Wohltat! Von der Materialhaftigkeit des Mediums (statt von den Girlies des 50er Jahre) her zu kommen und zu argumentieren, ist dort 'was ganz Neues. Ansonsten scheint mir außer dem angekündigten Rahmenprogramm zur 70-mm-Retro (Gesprächsrunden) wenig Interessantes für den Insider mit dabei zu sein. Wer will sich "Ben-Hur" und "Cleopatra" heute noch und zum 197. Mal antuen? -- Wer will sich denn das "Russenkino" in 70-mm antuen? -- Gefreut hätte ich mich auf EXODUS und MAD, MAD WORLD, den einen wegen seiner Aktualität nach rund fünf Dekaden (und auch weil man es 1993 versäumt hatte, Ernest Gold einen Berliner zu verleihen), den anderen wegen ultra-ultra-weiter Screwball-Action, genau die Art von Leichtigkeit, die dem Cleopatraschen-Hur-en-Senf fehlt. Bleibt einem nur die Kortisonspritze aus "Bigger Than Life" (und die Vorfreude auf die Blue-Ray-Disc von LAWRENCE)...

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@ATRIUM

gehe einfach davon aus, dass noch nicht alle hier 50 Jahre und älter sind und somit diese Filme alle schon in den 50er-70er Jahren gesehen haben. Sowohl "Ben Hur" als auch "Cleopatra" kann ich auf der Berlinale zum ersten mal im Kino sehen. Zumal ich mir solche Filme in der Flimmerkiste gar nicht erst antue. Gehe zudem davon aus, dass nicht die Mehrheit aller Interessierten 1x/Jahr nach Karlsruhe fährt, um sich dort 70mm-Filme anzusehen. Ich habe bisher noch nie(!) einen 70mm-Film zu sehen bekommen und freue mich daher riesig auf die Berlinale

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@Atrium,

 

warum denn nicht die 70mm-Kopie von Lawrence von Arabien angucken ?

 

Cleopatra und Ben Hur gehören zu den herausragenden Filmen des Formates und das meine ich nicht aus Filmkritikersicht, daher gehören sie einfach dazu. Und wie Thomas schon gesagt hat: Wer der nicht 1959 schon Kinogänger war kann denn von sich behaupten des öfteren Ben Hur und/oder Cleopatra in 70mm gesehen zu haben ?

 

IAMMMMW könnte evtl. auch noch bekanntgegeben werden, werden wir ja Ende Januar sehen...

 

@preston sturges:

 

Ich freue mich auch sehr auf die russischen Produktionen, insbesondere Krieg und Frieden :)

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Gibt es noch Chancen, dass PORGY AND BESS mit dabei ist?

 

Das wäre ein echter Knüller.

 

 

Ist nicht zu erwarten, da man wohl wenn irgend möglich auf farbige Kopien setzen will, daher wird man auch viel andere Filme nicht sehen können, die es nur in Pink gibt.

 

Exodus und Porgy und Bess liefen übrigens nicht unlängst auf der Berlinale in der Preminger Retrospektive, allerdings Exodus nur als 35mm Kopie. Die 70mm Erstaufführungskopie von Exodus die beim letzten Karlsruher Festival lief sah gemessen am Alter sehr gut aus und hatte auch eine fast störungsfreie Magnettonspur.

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Zunächst bleibt bezüglich des Interviews mit Rainer Rother zu bemerken, dass aus dem Medienmuseum Berlin ganz neue Töne mit Klassenunterschied (im Gegensatz zu früher) kommen und auch Taten bewirken, welche Wohltat!

Nun, man hat der Administration auch 18 Jahre lang zugesetzt: mit "Zuckerbrot und Peitsche".

Nach dem Vorwurf des "Medienmuseums" (= Fernsehmuseum) wollte man das schlechte Gewissen von 1993 (CinemaScope-Retrospektive unter damaliger Ausgrenzung und Diffamierung aller künftigen Optionen auf Fortsetzung) einfürallemal tilgen.

Viel zu spät, aber dennoch aus forschender Sicht interressant, kommt nun diese Nachhut des 20. Jahrhunderts: inmitten des Orkans der digitalen Allround-Vergnügen, die es nicht leicht haben wird, ihren authentischen Charakter sichtbar zu machen. Der Grund: die Superbreitwandkinos sind zerstört, die Originalkopien sind teilzerstört oder ihr immer noch unübersehbarer Wert werden herabgesetzt, aufgrund von Farbverlusten gezeigt, was ich für nur teilweise berechtigt halte.

Man ist sehr stolz auf die "Leistungen" der befreundeten Archive zur Neukopierung und die Einladung der dort Kooperierenden und Verantwortlichen für diese Neuschöpfungen.

 

Sicherlich hätte man EXODUS notfalls purpur und sogar auf deutsch zeigen sollen, ansonsten dürfte er nie wieder im Originalformat gezeigt werden.

 

Somit stand zur Wahl: letztmaliges Sehen originaler Kopien mit Farbverlust, aber mit der Aura einer immer noch majestätischen "Ruine", oder anderseits Abnicken einer Neukopierung, die sich für ein breites Publikum empfiehlt, aber für mich (38 Jahre nach der Erstsichtung eines Todd-AO-Films) nicht die Initialzündung sein könnte, um diesem Thema meine Lebenszeit zu opfern.

Wer will sich "Ben-Hur" und "Cleopatra" heute noch und zum 197. Mal antuen? -- Wer will sich denn das "Russenkino" in 70-mm antuen? --

 

Wo lief denn BEN-HUR in den letzten 30 Jahren in einer akzeptablen Fassung? Nur in Oslo und in Bradford.

Eben so CLEOPATRA. Die Neukopierung ist (für den Laien) durchaus ein anderes Event als in allen anderen Medien.

Wer will sich denn das "Russenkino" in 70-mm antuen?

Gerne auf der Stelle und sofort und rund um die Uhr. Konnte ich als westberliner Provinzpflanze nur nachts im Fernsehen sehen (ARD-Vierteiler von KRIEG UND FRIEDEN), um dann die Schule zu schwänzen.

Als ich 20 Jahre später die 70mm-Kopie bekam, war dies die grösste Sammlerfreude meines Lebens. Mehr davon: wo sieht man denn die Russenfilme in adäquater Fassung? Was bei Icestorm herauskommt, sind doch auf DVD meist nur 35mm-Abtastungen.

Gerade wer BEN-HUR "über" hat, sollte sich darauf freuen können.

 

Bleibt einem nur die Kortisonspritze aus "Bigger Than Life" (und die Vorfreude auf die Blue-Ray-Disc von LAWRENCE)...

Ins Schwarze getroffen, leider.

Gibt es noch Chancen, dass PORGY AND BESS mit dabei ist?

 

Das wäre ein echter Knüller.

Anscheinend derzeit nur bei mir. Wusste nicht, dass es jemanden interessiert? Allerdings zeigten wir ihn in Berlin, Oslo, Hertogenbosch, Seattle, Bradford, Frankfurt, Sittges, Antverpen und Paris. Wer aufgepasst hat, hätte eben kommen müssen! Vielleicht demnächst wieder einmal.

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Was ich nicht verstehe ist: Wenn die Berlinale-Retro nur gemischtes "Best-of" sein will und sein kann (und nur in Fürst-Pückler-Farben!), warum hat man sich -- da die Original-Kopien ja fast alle in Berlin zu liegen scheinen -- nicht drangehängt (oder Futur: hängt sich dran), und macht mit den Magenta-Kopien gleich die Volle Retro mit den fehlenden Key-Filmen mit dazu, notfalls Bootleg für die 20 Fans, die sich hier versammeln? Denn nur so ließe sich ja überhaupt @cinerama vermitteln, was gemeint ist, dass also die Neuschöpfung kein adäquates Abbild der Geschichte ist und sein kann -- und zeigt damit zugleich, wie es um Farbfilmgeschichte der Prints insgesamt bestellt ist. Wie mir scheint, ist das ein Vermittlungsproblem, das (wieder mal) von den Ausrichtern bewußt umgangen werden will, sonst würden sie ja die eine oder andere Vergleichsmöglichkeit mit Rotstichkopien zulassen. -- Oder habe ich da was falsch verstanden...

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