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70mm Event in Karlsruhe


preston sturges

Empfohlene Beiträge

Den Oscar-Preisträger Thomson der völligen Fantasielosigkeit zu bezichtigen, geht zu weit.

Das habe ich auch nicht gesagt. Er hatte bestimmt Phantasie, nur finde ich das Ergebnis seiner Phantasie bei "HAMLET" langweilig.

 

Aber noch vier Fragen an Dich: Welchen Oscar hat er bekommen? In welcher Kategorie? Für welchen Film? Wann?

 

 

Gruß

 

Salvatore

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Könnte man einmal auf das Startband der NAPLÉON-Rolle schauen, ob dort ein 65mm-I.N.-Vermerk ist? Oder einige Scans der Rolle mit Randumfeld anfertigen? Danke.

 

Welchen Oscar hat er [Alex Thomson] bekommen?

Salvatore

Danke für Berichtigung. Es war nur eine Nominierung.

 

Zu HAMLET meine Abheftungen (für den 70mm-Einsatz machte sich der Technische Leiter des Delphi-Palast am Zoo stark, sodass der Verleih tatsächlich zur Akquisition einer solchen Fassungen bewegt wurde. Die Kopie lief aber innerhalb der Yorck-Gruppe nur im ODEON, weil auf englisch, während DELPHI in der deutschen 35mm-Fassung spielte.

Die Aufführungen waren nicht 1996, sondern wie u.g. 1997 vorher in Hamburg, danach im Bln.

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Damit sich keine Nation benachteiligt fühlt: :rolleyes:

ich habe mich beim "7. Todd-AO 70mm Filmfestival" mit Fans aus

 

Deutschland

Schweiz

Österreich

Irland

England

Frankreich

Tschechei

Holland

Schweden

Dänemark

USA

 

sehr rege unterhalten. Das Karlsruher Festival ist nach wie vor sehr international.

Das ist umso erstaunlicher als wir in diesem Jahr die Mehrzahl der Filme in deutsch

synchronisierten Versionen zu hören bekamen.

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ich habe mich beim "7. Todd-AO 70mm Filmfestival" mit Fans aus

 

Deutschland

Schweiz

Österreich

Irland

England

Frankreich

Tschechei

Holland

Schweden

Dänemark

USA

 

Es war auch ein Herr aus Norwegen da und eine Dame aus Russland (die gerade zu Besuch in Karlsruhe sich aufhielt).

 

das macht schon 13 verschiedene Nationalitäten ...

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Insgesamt stimmt mich der Bericht doch sehr traurig. :unsure:

Gerne hätte ich mich mit einigen vertrauten Gesichtern getroffen, zumal dort die Möglichkeit bestand, zu all den Themen einen Universalaustausch zu fördern.

Nur eben nicht unter der Selbstverständlichkeit von internationalen "Überraschungsskopien" mit rein inländischer Synchronisation nebst ausbleichender Kinokellerlagerung - oder gar gestückelt. Was mit einem Augenzwinkern und Getränk abgetan wird?

Konnten Bundesarchiv und die skandinavischen Archive nicht weiterhelfen? Einige Titel liegen dort vor, in weit besserem Erhaltungszustand.

(Wir hatten hier schon einmal BOUNTY- und BEN-HUR-Diskussionen zu bessererhaltenen skandinavischen Kopien, die durch den Kakao gezogen wurden...).

Ich würde aber niemals einen Film als langweilig bezeichnen - das täte dann noch mehr weh als der Rosastich und fehlende Akte.

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Insgesamt stimmt mich der Bericht doch sehr traurig. :unsure:

Gerne hätte ich mich mit einigen vertrauten Gesichtern getroffen, zumal dort die Möglichkeit bestand, zu all den Themen einen Universalaustausch zu fördern.

Nur eben nicht unter der Selbstverständlichkeit von internationalen "Überraschungsskopien" mit rein inländischer Synchronisation nebst ausbleichender Kinokellerlagerung - oder gar gestückelt. Was mit einem Augenzwinkern und Getränk abgetan wird?

Die Aussage "mit rein inländischer Synchronisation" stimmt so natürlich nicht. Irgendwie nimmst Du es mit der Wahrheit nicht so genau.

Und ob es den Kopien bei Dir in der Küche besser ging als bei Herbert im Keller, das darf doch bezweifelt werden.

BTW: Ist es die Aufgabe des Bundesfilmarchivs Deine 70mm Kopien von ausländischen Produktionen zu lagern? Was zahlst Du für die Lagerung und ist das kostendeckend? Oder zahlt der Steuerzahler für Dein Hobby dazu?

 

Was soll das eigentlich werden wenn es fertig ist? Du versuchst aus Berlin eine Veranstaltung in Karlsruhe schlecht zu reden, obwohl Du gar nicht vor Ort warst. Glaubst Du wirklich auch nur ein Besucher, der Freude an diesem Festival hatte, lässt sich von Dir umstimmen?

 

Wie unzufrieden muß man mit der Welt sein, wenn man sich an einem Wochenende nicht mal ein paar Filme ansehen kann ohne in den Krümeln nach etwas Negativem zu suchen.

Wo bitte ist Dein Festival? Du wirst in Berlin doch sicher einen Kinobetreiber finden, der Dir ein Kino für ein Wochenende vermietet.

Zeig uns doch mal wo der Hammer hängt! Herbert macht das jetzt seit 7 Jahren und mit Sicherheit könnte man noch einiges verbessern. Nur wo ist Deine Alternativveranstaltung?

Was macht Deine Filmreihe im Astor? Man hört leider nichts mehr davon.

 

 

Ich würde aber niemals einen Film als langweilig bezeichnen - das täte dann noch mehr weh als der Rosastich und fehlende Akte.

Ob gestern wieder Vollmond war?

 

http://kalender-365.de/mondkalender.php

 

Bingo!

 

 

Gruß

 

Salvatore

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Herbert macht das jetzt seit 7 Jahren und mit Sicherheit könnte man noch einiges verbessern.

 

Verbesserungen/Optimierungen sind seit 7 Jahren zu jedem Festival durchgeführt worden und ein "Fertig!" wird es wohl nie geben .... man versucht immer noch etwas mehr herauszuholen.

 

Dieses Jahr haben wir der DP70 ein neues Kinoton Lampenhaus 7kW nebst neuem passenden Spiegel und Xenon-Block spendiert. Hat in meinen Augen viel gebracht.

 

Für nächstes Jahr stehen neue Kabinenfensterrahmen an und ... und ... und ...

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Für nächstes Jahr stehen neue Kabinenfensterrahmen an und ... und ... und ...

Da wir beim Thema Verbesserungen sind. Eine Hinweistafel mit den angebotenen Speisen wäre schön. Man kann dann schon in der Warteschlange überlegen, was man essen möchte.

Das wär mir wichtiger als neue Kabinenfensterrahmen, auch wenn jemand in Berlin deshalb vom Stuhl fällt. ;-)

 

 

Gruß

 

Salvatore

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Für nächstes Jahr stehen neue Kabinenfensterrahmen an und ... und ... und ...

Bitte dabei beachten die Fenster recht groß zu wählen, denn für Cinemiracle braucht man große Öffnungen, damit der Lichtstrahl auch durchkommt. Ein Umbau auf original Cinerama ist in der Schauburg ja nicht möglich, daher die Cinemiracle Version mit Spiegelumlenkung vom linken und rechten Projektor. Es gibt ja doch einige 3-Streifen Cinerama Kopien weltweit, wenn die dann in einem der nächsten Festivals gezeigt werden.

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Wer dieses Jahr das festival verpasst hat oder nicht kommen konnte ...

 

Die Festivalbrochüre im Magazinformat A4 ist auch per Post erhältlich ...

 

2011titel.jpg

 

Mit einem interessanten Artikel über frühe Breitfilm & Breitwandversuche ...

 

2011-seite6.jpg

 

Kosten: 10.00 Euro inkl. Porto & Versand

 

PN an mich bei Interesse.

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Eindrücke vom 7. Todd-AO

Festival in Karlsruhe 2011

 

DER ERSTE TAG

Zu Risiken und Nebenwirkungen: Wer sich oder von ihm bewunderte Filme oder das Breitfilmformat an sich von fremden Urteilen und Meinungen angegriffen, beleidigt oder geschändet fühlt, sollte einfach nicht weiterlesen. Oder einfach ersatzweise ein gutes Buch lesen (siehe unten). Derselbe Film kann des einen großartige Jugenderinnerung sein und des anderen biblische Plage, beides verdient Respekt.

 

BELA

 

Eine sowjetische 70-mm-Produktion, die nur in wenigen Einstellungen einen Large-Format-Eindruck vermittelt. Die vertrauten grün- und blaustichigen Sowcolor-Hauttöne, erhebliche Dichteschwankungen und Schlieren. Der Ton vermutlich ganz oder zumindest über weite Teile nachsynchronisiert und ohne Räumlichkeit. Eine einfach und klar erzählte Geschichte, die des 70-mm-Formates eigentlich nicht bedurft hätte. Glücklicherweise in Originalfassung mit zugespielten deutschen Untertiteln, was ich persönlich den damaligen Synchronfassungen vorziehe. Merkwürdigerweise wirken besonders russische und japanische Filme sehr steril, selbst wenn vom Künstlerischen her nichts an den DF auszusetzen ist.

Die geschilderten Mängel sind vermutlich auf die Kopierung zurückzuführen, ich wüßte wirklich zu gern, was in den Originalnegativen an Schärfe steckt.

 

 

DIE GRÖSSTE GESCHICHTE ALLER ZEITEN

 

sah ich zum ersten Mal auf großer Leinwand. Die Kopie war angekündigt als kompensierte sphärische (nicht-anamorphotische) Kopie. Gedreht wurde GREATEST STORY EVER TOLD in Ultra Panavision, ich hatte aber den Eindruck, daß die gezeigte Fassung aus zwei verschiedenen Kopientypen zusammengesetzt war: Einmal sphärisch dekomprimiert mit abweichender Kompression an den Bildrändern, zum anderen unkomprimiertes Ultra-Panavision, das über die gesamte Bildbreite um den Faktor 1,25 gepreßt erschien. Vielleicht hat jemand hier genauere Beobachtungen gemacht?

 

Da der Farbschwund zu geringerer wahrgenommener Schärfe führt, ist es schwierig oder fast unmöglich, die originale Fotografie gerecht zu beurteilen; hier sind alle im Vorteil, die den Film früher gesehen haben und über ein fotografisches Gedächtnis verfügen. Mich hatte GREATEST STORY im Fernsehen und auf DVD immer durch seine großen Bildpanoramen fasziniert, die oft mehr an Experimentalfilme als an klassisches Bibel- und Sandalenkino erinnerten. Durch das Farbfading ist diese Qualität nur noch zu erahnen, etwa in der Szene, wenn Jesus vor den gegenläufigen Wasserwirbeln predigt oder in einigen Landschaftspanoramen. Wenn dem Film diese Trumpfkarte genommen wird, fallen seine Vorzüge nicht mehr auf und seine Schwächen zunehmend ins Gewicht.

 

Überrascht war ich von einer Reihe aufnahmetechnischer Schlampereien, zum Beispiel von sehr langen und störend unscharfen Großaufnahmen Max von Sydows, ebenso von einigen kurzen, aber technisch minderwertigen Einstellungen in Jerusalem, die wie mißlungene Ausschnittskopierungen oder Stock-Shots aus anderen Filmen wirkten. Aufnahmen mit Matte-Paintings und anderen Spezialeffekten kann man in gefadeten Kopien gar nicht beurteilen, weil die Dichten der Einzelelemente untereinander nicht mehr stimmen, aber es fiel doch auf, daß einige Elemente gewaltig gegeneinander "sägten". Das konnten Cecil B. DeMille und John Fulton 1956 schon deutlich besser.

Die für damalige Konventionen mutige und bemerkenswerte Low-Key-Lichtsetzung, die sonst kein Bibel- und Monumentalfilm dieser Zeit aufweist, wirkt leider durch das Farbfading aufgehellt und kontrastarm.

 

Die einstige Schönheit und Intensität der Fotografie mag früher über die inhaltlichen Probleme des Werkes hinweggetröstet haben, aber so liegen sie gnadenlos offen. George Stevens inszenierte zunächst in raumgreifender, meditativer Erzählweise, manchmal geradezu avantgardistisch, verlor aber anscheinend unter kommerziellem Druck den Mut und fügte traditionelle Elemente ein, um den Film für den konservativen "bible belt" akzeptabler zu machen.

 

Max von Sydow war sicher keine schlechte Besetzung, bekommt aber keine Rückendeckung durch das einfallslose Drehbuch, das sich nur von einem Bibelzitat zum nächsten hangelt, ohne Figuren wirklich zu entwickeln. David McCallum als Judas, Martin Landau als Caiaphas und Telly Savalas als Pontius Pilatus bringen zwar etwas mehr Energie in den Film, was aber die schläfrigen Leistungen der übrigen Besetzung noch quälender wirken läßt. Und dann die Cameo-Auftritte - fast erwartete ich Sidney Poitiers Satz "They call me Mister Tibbs", als er auf dem Kreuzweg helfend beisprang! Von John Waynes Zenturio schweigt die Nächstenliebe.

 

Der Umgang mit der Filmmusik kann nur als barbarisch bezeichnet werden, von Alfred Newmans Score wird etwa in der Lazarus-Szene knallhart auf Händels Hallelujah überblendet, daß es einer Sau graust. Auch das großartige Motiv aus THE ROBE wird als Lückenbüßer mißbraucht. Wer sich für die Produktionsbedingungen interessiert, die zum künstlerischen Scheitern von GREATEST STORY und dem Zerwürfnis zwischen Steven und Newman führten, dem empfehle ich das Buch von Ken Darby:

 

Hollywood Holyland: The Filming and Scoring

of 'The Greatest Story Ever Told'

Metuchen, New Jersey, Scarecrow Press, 1992

 

Im direkten Vergleich erscheint mir Nicholas Rays KING OF KINGS als ungleich besserer Film, der wesentliche Teile der Geschichte (Bergpredigt) so darstellt, daß man die Faszination der Figur Jesus nachvollziehen kann. Beide Filme halten sich in der Darstellung des Übernatürlichen zurück, aber GREATEST STORY endet mit einer miserabel inszenierten Kreuzigungsszene, die wie eine Verlegenheitslösung wirkt, die von zwei Hilfregisseuren auf dem Studiogelände zusammengeschustert wurde. Auch das lächerliche Schlußbild mit von Sydow im Trockeneisnebel fällt gegenüber dem eindrucksvollen Schlußbild von KING OF KINGS ab. So scheitert GREATEST STORY letztendlich am eigenen überzogenen Anspruch und der Inkonsequenz von Stevens' Inszenierungsstil.

 

 

THE BAT WHISPERS

 

Diese im Magnifilm-Format, also auf frühem 65-mm-Breitfilm gedrehte Kriminalkomödie war für mich eine der angenehmen Überraschungen dieses Festivals. Die Qualität des schwarzweißen 65-mm-Originals war auch in der vorgeführten 35-mm-Kopie gut erkennbar, und in gelegentlichen Einstellungen aus anderen Perspektiven als der Augenhöhe merkte man, daß Regie und Kamera mit dem neuen Format noch experimentierten. Bemerkenswert auch die Trickaufnahmen mit relativ großen Modellen und dynamischen Kamerabewegungen.

Nach der ersten Überraschung, daß es sich mehr um eine Komödie als um einen ernstgemeinten Krimi handelte, fand ich THE BAT WHISPERS sehr unterhaltsam und würde mir wünschen, daß auch andere der frühen Breitfilme restauriert und gezeigt würden. Vielleicht wäre der Raoul-Walsh-Western THE BIG TRAIL eine Anregung für zukünftige Festivals.

 

Dem Film ging ein informativer und routinierter Vortrag von Kevin Brownlow voraus, anschließend lief noch ein Akt von Abel Gances NAPOLEON in Tryptichon-Technik auf 70mm umkopiert. Die Faszination an diesem Film hat sich mir leider nie erschlossen, auch wenn der technische Aufwand zweifellos beeindruckt. Viele Elemente aus Brownlows Vortrag finden sich übrigens in dem veröffentlichten Interview, das auf in70mm.com nachzulesen ist.

 

FORTSETZUNG FOLGT

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Eindrücke vom 7. Todd-AO

Festival in Karlsruhe 2011

 

DER ZWEITE TAG

 

 

MISSOURI (Wild Rovers)

 

WILD ROVERS kannte ich noch nicht, ein selten gezeigter "Spätwestern" von Blake Edwards, entstanden in einer für den Regisseur wenig erfolgreichen Phase (nach THE PARTY 1967 bis Mitte der Siebziger, als er mit den Clouseau-Filmen wieder kommerziell Fuß faßte). Wie oft bei Edwards steht das Komisch-Absurde neben dem Tragischen, und neben der guten Leistung des Teams William Holden/Ryan O'Neal hat WILD ROVERS eine durchdachte Bildgestaltung und Inszenierung, die zum Glück nur selten und kurz von fotografischen Marotten der 1970er geschwächt wird.

Das Blowup von 35-mm-Panavision überzeugt nicht, da offenbar von 35-mm-Zwischenmaterial aufgeblasen wurde. Schlechte Schärfe und grobes Korn sind die Folgen, besonders wenn man es Direkt-Blowups dieser Zeit vergleicht, ich nenne nur SHOES OF THE FISHERMAN oder KELLY'S HEROES, der das diesjährige Festival beschloß.

 

 

SHEHERAZADE

 

Das war (wie übrigens auch die anderen M.C.S.-70-Filme der sechziger Jahre) ein typischer Euro-Historienfilm, den man idealerweise mit zwölf Jahren sieht, so daß einem die Schwächen nicht auffallen, indem man unbefangen in den Konventionen naive Abenteuerkinos versinkt. Selbst als Erwachsener steht es einem frei, offen heranzugehen und sich mehr an den Schauwerten zu freuen als die Mängel zu fixieren.

Anna Karina, in den Filmen ihres Ehemannes Godard vielleicht eine der schönsten Frauen der Filmgeschichte, wirkt ähnlich hölzern wie ihr Co-Star Gérard Barray, aber die gelungenen Kampfszenen und die Schauplätze in Marokko machen den Film doch sehenswert. SHEHERAZADE war für mich persönlich der technische Höhepunkt des Festivals, die messerscharfe M.C.S.-Aufnahmen beeindrucken auch in der farbveränderten Erstaufführungskopie. Einige Teile besaßen plötzlich wieder größere Dichte und Sättingung, so daß man sich vorstellen konnte, wie atemberaubend die Qualität bei der Erstaufführung gewirkt haben muß.

Jean-Luc Godard als Statist konnte ich nicht entdecken, vielleicht habe ich aber auch zuviel über die Schönheits-Schablone mit den Glöckchen nachgedacht, um ihn zu erspähen. - Es ist fast tragisch, daß das so hervorragende M.C.S.-Verfahren in der Produktionslandschaft der 1960er Jahre nicht für bessere Filme zm Einsatz kam, die kommerziell oder künstlerisch heute mit einer Restaurierung oder Neukopierung rechnen dürften.

 

 

 

DANCE CRAZE

 

Hierzu kann ich nichts sagen, weil ich irgendwann eine Pause zum Defragmentieren der Synapsen brauchte. Da mich weder Ska-Musik noch die Bands interessierten, sah ich mir nur die ersten Minuten an und machte dann zwei Stunden Pause, um für vier Stunden HAMLET aufnahmefähig zu sein.

 

 

HAMLET

 

Es gibt ja kaum etwas, das sich ein echter 70-mm-Aficionado nicht ansähe, solange es im Königsformat aufgenommen wurde. Sogar SONG OF NORWAY oder SCENT OF MYSTERY würde ich mir ohne Wimpernzucken noch einmal ansehen und trauere noch heute der verpaßten Gelegenheit nach, KRAKATOA - EAST OF JAVA zu sehen.

HAMLET allerdings stellte diese Hartnäckigkeit auf eine mehr als harte Probe, und wenn es bei diesem Festival einen wirklich mißlungenen Film gab, dann war es für mich dieser.

 

1. Die Inszenierung

 

Langeweile, unsägliche Langeweile. HAMLET ist ein Stück, daß mich noch nie, weder als gelesener Text noch als Aufführung, jemals eine Sekunde gelangweilt hat. Die Originalfassung ohne Untertitel war natürlich zunächst eine harte Nuß, aber dank der Erinnerung an das Stück und allmählicher Gewöhnung an das Versmaß konnte ich der Handlung in groben Zügen folgen. Nein, es lag an Kenneth Branaghs Darstellung und Inszenierung. Seit dem unsäglichen FRANKENSTEIN hat Branagh nichts über Filmregie hinzugelernt, sein Konzept besteht nämlich darin, wie ein wildgewordener Bodenturner durch die Sets zu hasten und sich dabei von der Kamera umkreisen zu lassen. Das ist, selbst wenn dabei Shakespeare ungekürzt gesprochen wird und in den herrlichsten Kulissen gekreiselt wird, einfach langweilig. Wenn es etwas Großartiges gab, dann in den letzten zehn Minuten des ersten Teils, da taumelte ich kurzzeitig aus dem Kino, um unter Spott der früher Geflohenen mich mit Koffein zu dopen.

In der zweiten Hälfte wurde es zunächst besser, weil Branagh szenenweise einen Gang zurückschaltete (burn out?) und man sich an den diversen Cameos erfreuen konnte, Charlton Heston und Billy Chrystal waren eine angenehme Erholung gegenüber dem hypermotorischen ADS-Hamlet Branaghs. Das Ende dann wieder völlig mißlungen, angekündigt von Robin Williams' Osrick, der eigens mit Gartenzwergbart aus dem dritten Teil von "Männer allein im Wald" entsprungen war, um das große Actionfinale mit Stirblangsam-Branagh im Pinup-Strampelanzug und dem SEK-Einsatz der norwegischen Kämpfer einzuleiten. (Nur Lara Croft hatte Shakespeare irgendwie vergessen.)

 

Ein gewaltiges Monument der Eitelkeit eines Hauptdarsteller-Regisseurs, der exzellente Leistungen etwa von Derek Jacobi (Claudius) oder Kate Winslet (Ophelia) sinnlos verpulvert. Branaghs Einfall, eine Handlung, die zur Zeit ihrer Entstehung im 16. Jahrhhunert bereits historisch war, in Architektur und mit Requisiten des 19. Jahrhunderts abzuhandeln, ist bereits so sinnleer, daß sie an jedem deutschen Stadttheater der 1980er begeistert aufgenommen worden wäre ("Klassiker zeitgemäß verfremden"). Wahrlich, ein immenser Gewinn für Shakespeare, wenn die Höflinge Rosencrantz und Güldenstern mit der Schmalspur-Dampflokomotive eintreffen, das erleichtert dem modernen Zuschauer den Zugang enorm! Hätte Blenheim Palace einen Minigolf-Parcours, ich wüßte, wo Hamlet und Ophelia sich ausgesprochen hätten...

Zum Fremdschämen auch der Rübezahl-Studiowald, in dem Hamlet den Geist seines Vaters trifft, und wer kürzlich THOR gesehen hat, wird den ganzen Mummenschanz dort wiederfinden - auch in den letzten 15 Jahren hat der Regisseur nichts dazugelernt!). Die multi-ethnische Besetzung (für alle Märkte jemand dabei?) ist ebenso genial wie die afroamerikanischen und asiatischen nordischen Götter im Reich Asgard (Branaghs THOR) - die politisch korrekt zusammengesetzten "lost boys" in Spielbergs HOOK lassen grüßen. Die Kostüme erinnern vielfach eher an den CSD als an ein historisches Drama, und der großeartige Jack Lemmon (als Wache am Filmbeginn) sieht aus wie ein Operettenwitzfigur.

 

 

2. Die Nutzung des 65-mm-Formates

 

Als bislang letzter vollständig in 65mm gedrehter Spielfilm hat HAMLET natürlich einen gewaltigen Goodwill-Bonus. Der war für mich relativ schnell aufgebraucht, denn der Film macht von den speziellen Möglichkeiten des Formates nicht viel Gebrauch. Die Außenaufnahmen sind unspektakulär, die meisten der unzähligen Kamerafahrten überflüssig und nur der Angst geschuldet, daß Darsteller und Text allein den Film nicht tragen. Branagh spielt visuell permanent Forte, bis man taub ist, ohne dabei wirklich spektakuläre Bilder zu schaffen. Die Schärfentiefe ist, von sehr wenigen Weitwinkelaufnahmen abgesehen (die zuweilen merkwürdige Farbsäume am Rand zeigen), viel zu flach, was durch die Bewegungen der Darsteller und Kamera im Raum nur unterstrichen wird.

 

Inzwischen habe ich noch einmal nachgelesen, was der Kameramann Alex Thomson zu HAMLET zu sagen hatte, und zwar im damaligen Bericht des "American Cinematographer". Man muß ein wenig zwischen den Zeilen lesen, aber kurz zusammengefaßt stellt es sich mir so dar:

 

a) Der Film wurde in nur neuneinhalb Wochen gedreht, was bei seiner Laufzeit und Komplexität der Dialoge knapp zu nennen ist. Das bedeutete, daß zu wenig Zeit war, eine klassische Ausleuchtung zu gestalten.

 

B) Thomson selbst sagt, daß in der Regel kaum ungeleuchtet wurde, stattdessen habe man sich für ein gleichmäßiges, diffuses Licht entschieden. Um Unterbrechungen zu vermeiden, bestand Branagh auf zwei parallel laufenden Kameras, was auch ein eher diffuses Licht nötig macht. Perfekte dramatische Ausleuchtung geht nicht für zwei Kamerastandpunkte.

 

c) Thompson sagt weiter, daß Branagh Sorge hatte, der Film könne langweilig werden und deshalb auf der dauernden Kamerabewegung bestand.

 

d) Der Film entstand mit einem relativ geringen Budget von 14 Mio. US$

 

Alex Thomson war ein weitaus besserer Kameramann, als HAMLET das ahnen läßt, ich erinnere nur an ALIEN 3, TRACK 29 oder EXCALIBUR. Seine besten Arbeiten entstanden jedoch immer unter visuell starken Regisseuren wie John Boorman, Nicholas Roeg oder David Fincher, und Branagh gehört definitiv nicht in diese Kategorie. Also tat er sein bestes, um im verfügbaren Budget und im 65-mm-Format den Film zu realisieren, wobei aber kein eindrucksvoller 65-mm-Look entstehen konnte. Das braucht offensichtlich weitaus mehr Zeit und Kontrolle, als hier zur Verfügung standen.

 

Die leichten Bildstandsschwankungen waren vermutlich auf die Kopierung vom Dulikatnegativ zurückzuführen. Der Hinweis auf noch bessere Kopien vom Kameranegativ erscheint mir unsinnig, da vielleicht noch etwas mehr Schärfe und noch weniger Korn (in den Nachtszenen mit höherempfindlichem Material) an der grundsätzlichen Misere nichts ändern.

Man kann diese Art der Fotografie durchaus verteidigen, nachdem es in der Kunst kein absolutes Richtig und Falsch gibt. Ich halte den gewählten Stil lediglich für eine Notlösung, die leider noch mehr auf die oben aufgeführten konzeptionellen Schwächen hinweist. Bin ich froh, HAMLET gesehen zu haben? Ganz sicher. Ist es verwunderlich, daß der Film keine Renaissance des 65-mm-Formates gebracht hat? Ganz sicher nicht!

 

Wichtiger Nachtrag:

Soeben höre ich aus glaubwürdiger Quelle, daß für Frauen die reine Anwesenheit von Herrn Branagh vor der Kamera völlig ausreichend und befriedigend sei. Gebe das so weiter, ohne die Tragweite, auch blondiertechnisch, beurteilen zu können.

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Alex Thomson war ein weitaus besserer Kameramann, als HAMLET das ahnen läßt, ich erinnere nur an ALIEN 3, TRACK 29 oder EXCALIBUR. Seine besten Arbeiten entstanden jedoch immer unter visuell starken Regisseuren wie John Boorman, Nicholas Roeg oder David Fincher, und Branagh gehört definitiv nicht in diese Kategorie.

Sehr schönes Fazit. Danke!

Was mich dabei aber sehr wundert: Wieso sieht Branaghs "Much Ado About Nothing" so toll aus? Hat sich Branagh nicht um die Fotografie gekümmert und Roger Lanser einfach machen lassen? Ich habe bewusst noch nichts von Herrn Lanser gesehen.

BTW: Die BluRay von "Much Ado About Nothing" sieht sehr schön nach "Film" aus, nicht nur wegen dem Staub auf Negativ und Interpositiv.

Keine digitale Nachbearbeitung ist oft doch die beste digitale Nachbearbeitung!

 

 

Wichtiger Nachtrag:

Soeben höre ich aus glaubwürdiger Quelle, daß für Frauen die reine Anwesenheit von Herrn Branagh vor der Kamera völlig ausreichend und befriedigend sei. Gebe das so weiter, ohne die Tragweite, auch blondiertechnisch, beurteilen zu können.

Meine Blondine hat sich mehr gelangweilt als bei der größten Geschichte am Vortag. ;-)

 

 

Gruß

 

Salvatore

 

PS. Danke für Deine Berichte. Die Anwesenheit vor Ort ist vermutlich doch eine wichtige Voraussetzung für neutrale Beurteilung. ;-)

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