Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Vor etwa drei Jahren habe ich das ehemalige Fotolabor der Schule, in der ich arbeite, entdeckt.

Eine wunderbare Dunkelkammer mit großen Waschbecken, toller Drehtür und – komplett leer. Von der ursprünglichen Ausstattung ist nichts mehr geblieben. Überlebt hat der Raum nur, weil die Schülerfirma unserer Schule dort Siebe für den T-Shirt-Siebdruck beschichtet und belichtet hat.

Ich habe um Mitnutzung des Raums gebeten und meine Versuche in 16mm-Kontaktkopie wären ohne diese Räumlichkeiten niemals möglich gewesen. Aber, wie sagte schon Hannibal Lecter: „Quid pro pro“. Wenn ich den Raum für meine privaten Zwecke nutze, muss ich der Schule auch etwas zurück geben. Es war also an der Zeit, die analoge Fotografie wieder aufleben zu lassen.

Da analog ja bekanntlich cool ist, fand ich schnell über Schule und Förderverein Geldgeber und sorgte schrittweise für eine Wiedereinrichtug des Labors.

Vor zwei Jahren startete ich mit meiner ersten analogen Foto-AG, auch wenn das Fotolabor noch weit vom ursprünglichen Zustand entfernt war. Mit einer kleinen Gruppe von sehr engagierten Schülerinnen (ursprünglich wirklich nur Mädchen!) haben wir zunächst Kontaktkopien im Mittel- und Großformat erstellt, sowie Dias (auch gerne experimentell im Chromaflex-Verfahren). Mehr ging nicht, da es kein Vergrößerungsgerät gab. Erst ein Presseartikel über unsere Arbeit brachte den Durchbruch. Ein anderes Schullabor hat sich gemeldet, das vor über einem Jahrzehnt Teile der Ausstattung des aufgelösten Labors übernommen hat. Alles, was dort nicht mehr gebraucht wurde, wanderte zurück zu uns und @filma hat einen grandiosen Kaiser-Vergrößerer beigesteuert.

Von nun an flutschte es und im vergangenen Schuljahr konnte ich analoge Fotografie fast wie zu den goldenen Zeiten betreiben.

 

Ich werde aber kein großer Fotograf mehr werden und meine Passion ist und bleibt der Analogfilm. Nach zwei Jahren Fotografie war es also an der Zeit, ins Filmgeschäft einzusteigen. In diesem Schuljahr habe ich die AG als „Experimentalfilm“ angekündigt – außer wenigen alten Haudegen der ersten Stunde hat sich aber niemand gemeldet.

Es musste also Werbung gemacht werden.

Ein einfaches Konzept für einen Werbefilm war schnell zu Hand. Ich musste natürlich die Entscheidung für Film und Kamera treffen. Klar, in Schule darf alles nichts kosten, also Fomapan.

Und welche Kamera? Was Kleines, das einfach filmt, ohne dass der Filmer sich viele Gedanken machen muss - noch hatte ja kein Teilnehmer Erfahrung. Ich entschied mich für die Fujica P2, stopfte einen frisch gespaltenen Fomapan R-100 in die Single-8 Kassette und los ging’s.

Erste Woche Filmen, zweite Woche Entwickeln, dann noch ein schneller Schnitt und der ersten Veröffentlichung der AG stand nichts im Wege.

Und ob die Werbung erfolgreich war und ob wir unsere Arbeit fortsetzen konnten, erfahrt ihr demnächst im zweiten Teil…

 

  • Like 3
  • Thumsbup 2
Geschrieben

Gefällt mir sehr gut. Dein Engagement kann man gar nicht genug wertschätzen. Fast schon eine Graswurzelbewegung von unten sozusagen.

Deine Beschreibung des Schul-Labors erinnert mich an meine erste Begegnung mit einem Fotolabor an unserer Schule vor über 50 Jahren, auch dort dürfte davon wohl nichts mehr übrig sein. An der selben Schule war ich dann auch wenige Jahre später der Kameramann in einem Super 8 Projekt. 
Das analoge Handwerk (ob nun Foto oder Film) ist ein Stück Kulturgut und ist es definitiv wert an den jungen Mann oder die junge Frau gebracht zu werden.

Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb MFB42 aka M. Bartels:

Und ob die Werbung erfolgreich war und ob wir unsere Arbeit fortsetzen konnten, erfahrt ihr demnächst im zweiten Teil…

 

Jaaa, supi, und der nächste Clip dann mit Mädchen! Vielleicht jede mit ihrem eigenen poetischen Einminüter. Musste auch sofort an Edgar Reitz denken, sehr zu empfehlen, die Retro Doku in der Mediathek (siehe oben), wo er eine Mädchenklasse unterrichtet in den 60ern plus was die Frauen heute dazu sagen. Und wie neugierig und offen die sind! Alle bekamen eine Nizo in die Hand und filmten.

Geschrieben (bearbeitet)

[Die Eltern aller im Folgenden abgebildeten Minderjährigen haben ihr Einverständnis zur Veröffentlichung von Bildern im Internet gegeben]

 

Wo war ich steheh geblieben....?

 

Ach ja: Die Werbung war erfolgreich und drei neue Schüler (zwei Jungs und ein Mädchen) sind zu meiner Gruppe dazu gestoßen.

Nach einer kleinen Einführung in das Prinzip der analogen Fotografie, die meine alten Hasen den neu dazu Gestoßenen geben konnten, war es Zeit für den nächsten Film, der den Titel „Experimentalfilm“ auch wirklich verdiente.

Alt Thema habe ich Doppelbelichtung in den Raum gestellt. Wir haben schon im ersten Durchgang vor zwei Jahren eine Reihe von „Geisterfotos“, also doppelt belichtete Fotografien gemacht, in denen wir mit dem Effekt der „durchsichtigen“ Personen gearbeitet haben. Meine Gruppe wollte also unbedingt (es war auch Oktober und ging auf Halloween zu) einen „Geisterfilm“ drehen.

Es wurde also eifrig an einem kleinen Drehbuch gearbeitet, welches ich auf Machbarkeit mit der zur Verfügung stehenden Filmtechnik überprüfte. Wenn man doppelt belichten möchte, bietet sich natürlich Single 8 an. @Jürgen Lossau wird es freuen, dass alle bislang erstellten Filme mit Single 8-Kameras entstanden sind. Der erste, weil eine Fujica P2 eben wirklich handlich und idiotensicher ist, der zwei Film aufgrund des künstlerischen Potentials, das bei Single 8 eben deutlich höher ist.

Meine Auswahl an Kameras ist überschaubar und die einzige kurbelbare Kamera, die ich besitze (außer natürlich den Bolex H-Kameras) ist eine Fujica Z2. Nun wirklich nicht die beste Single 8-Kamera, aber eben meine. Immerhin habe ich ein tolles Original-Kabel zum Verwenden des Handgriffs als Fernbedienung, so dass wir wackelfrei mit Stativ arbeiten konnten.

Neben den Schauspielern waren zwei Kameramädchen notwendig. Der Framecounter musste genau im Blick behalten werden, denn es musste ja auf einen genauen Wert zurück gekurbelt werden. Darüber hinaus musste auch die Öffnung der Sektorenblende gesteuert werden (offen bei einfach belichteten Abschnitten, halb geschlossen bei doppelt belichteten.

Wir waren also gar nicht so unprofessionell unterwegs…

ch Doppelbelichtung in den Raum gestellt. Wir haben schon im ersten Durchgang vor zwei Jahren eine Reihe von „Geisterfotos“, also doppelt belichtete Fotografien gemacht, in denen wir mit dem Effekt der „durchsichtigen“ Personen gearbeitet haben. Meine Gruppe wollte also unbedingt (es war auch Oktober und ging auf Halloween zu) einen „Geisterfilm“ drehen.

Es wurde also eifrig an einem kleinen Drehbuch gearbeitet, welches ich auf Machbarkeit mit der zur Verfügung stehenden Filmtechnik überprüfte. Wenn man doppelt belichten möchte, bietet sich natürlich Single 8 an. @jürgen wird es freuen, dass alle bislang erstellten Filme mit Single 8-Kameras entstanden sind. Der erste, weil eine Fujica P2 eben wirklich handlich und idiotensicher ist, der zwei Film aufgrund des künstlerischen Potentials, das bei Single 8 eben deutlich höher ist.

Meine Auswahl an Kameras ist überschaubar und die einzige kurbelbare Kamera, die ich besitze (außer natürlich den Bolex H-Kameras) ist eine Fujica Z2. Nun wirklich nicht die beste Single 8-Kamera, aber eben meine. Immerhin habe ich ein tolles Original-Kabel zum Verwenden des Handgriffs als Fernbedienung, so dass wir wackelfrei mit Stativ arbeiten konnten.

Neben den Schauspielern waren zwei Kameramädchen notwendig. Der Framecounter musste genau im Blick behalten werden, denn es musste ja auf einen genauen Wert zurück gekurbelt werden. Darüber hinaus musste auch die Öffnung der Sektorenblende gesteuert werden (offen bei einfach belichteten Abschnitten, halb geschlossen bei doppelt belichteten.

Wir waren also gar nicht so unprofessionell unterwegs…

 

PXL_20251105_141026499.jpg

PXL_20251105_141203934.jpg

Bearbeitet von MFB42 aka M. Bartels (Änderungen anzeigen)
  • Thumsbup 1
Geschrieben

Nur leider habe ich eine Fehlfunktion der Z2 missachtet. Entweder liegt sie nur bei meiner Kamera vor, oder sie ist bauartbedingt. Wenn ich die Kamera über die „R.C.“-Funktion und Kabel bediene, schließt der Verschluss nicht unbedingt automatisch. Bei der ersten Version wurde der Film also beim Zurückspulen belichtet. So was Ärgerliches. Also neuen Film in die Kassette gestopft und eine Woche später zum Nachdreh.

Das Spulen des Films in den Lomo-Tank gelingt meinen Leuten immer besser, eine neu dazu gestoßene Schülerin (der erste Geist im folgenden Film) zeigt eine wahre Passion für die doch eher repetitive Arbeit des Entwickelns und nach ein paar Wochen war der Geisterfilm nicht nur im Kasten sondern auch auf dem entwickelten Film.

Ein anderer Schüler ist Profi für den Filmschnitt und hat, während wir uns um den Filmtitel gekümmert haben, die einzelnen Stücke zu einem Ganzen zusammen geklebt.

Apropos: kein Film ohne Titel. Meine Gruppe hat mehrere Vorschläge gemacht, über die dann abgestimmt wurde. Der tatsächliche Titel war dann nicht mein Favorit, aber um mich geht es ja nicht. Jetzt war dann doch moderne Technik dran, denn der Titel wurde schnell in PowerPoint gesetzt und von der interaktiven Tafel abgefilmt. Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund lässt sich mal eben in wenigen Minuten zu weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund als Negativ entwickeln und fertig war das kleine Filmkunstwerk. Alle waren mächtig stolz.

Und was wir als Nächstes machen, ist noch völlig offen.

 

  • Like 3
  • Thumsbup 3

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Filmvorführer.de mit Werbung, externen Inhalten und Cookies nutzen

  I accept

Filmvorfuehrer.de, die Forenmitglieder und Partner nutzen eingebettete Skripte und Cookies, um die Seite optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, sowie zur Ausspielung von externen Inhalten (z.B. youtube, Vimeo, Twitter,..) und Anzeigen.

Die Verarbeitungszwecke im Einzelnen sind:

  • Informationen auf einem Gerät speichern und/oder abrufen
  • Datenübermittlung an Partner, auch n Länder ausserhalb der EU (Drittstaatentransfer)
  • Personalisierte Anzeigen und Inhalte, Anzeigen- und Inhaltsmessungen, Erkenntnisse über Zielgruppen und Produktentwicklungen
Durch das Klicken des „Zustimmen“-Buttons stimmen Sie der Verarbeitung der auf Ihrem Gerät bzw. Ihrer Endeinrichtung gespeicherten Daten wie z.B. persönlichen Identifikatoren oder IP-Adressen für diese Verarbeitungszwecke gem. § 25 Abs. 1 TTDSG sowie Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO zu. Darüber hinaus willigen Sie gem. Art. 49 Abs. 1 DSGVO ein, dass auch Anbieter in den USA Ihre Daten verarbeiten. In diesem Fall ist es möglich, dass die übermittelten Daten durch lokale Behörden verarbeitet werden. Weiterführende Details finden Sie in unserer  Datenschutzerklärung, die am Ende jeder Seite verlinkt sind. Die Zustimmung kann jederzeit durch Löschen des entsprechenden Cookies widerrufen werden.